05:00
Ein Skandal in den USA: 1950 heiratet Ingrid Bergman - der Hollywood-Star, dessen Name mit Klassikern wie "Casablanca", "Wem die Stunde schlägt" oder "Berüchtigt" untrennbar verbunden ist - den italienischen Regisseur Roberto Rossellini, Vorbild einer ganzen Generation von Filmemachern, insbesondere der Nouvelle Vague. Die gefeierte Schauspielerin, Mutter einer Tochter und in erster Ehe verheiratet, lässt alles hinter sich und zieht nach Rom. Ausgelöst wurde diese radikale Wende durch ihre Faszination für Rossellinis neorealistisches Meisterwerk "Rom, offene Stadt". Auf der Suche nach tiefgründigeren Rollen abseits von Hollywoods Studio- und Starsystems nahm sie Kontakt zu Rossellini auf, um mit ihm zu arbeiten. Die beiden verlieben sich und in nur sieben Jahren entstehen fünf gemeinsame Filme - darunter "Stromboli" (1950), "Europa 51" (1952), "Angst" und "Liebe ist stärker" (beide 1954). Aus der Beziehung gehen drei Kinder hervor: Roberto und die Zwillinge Isabella und Isotta Rossellini. Aus erster Ehe hatte Ingrid Bergman bereits eine Tochter, Pia Lindström, die jedoch bei ihrem Vater aufwuchs, während Ingrid Bergman drehte. Die Eheschließung von Bergman und Rossellini wird in den USA verurteilt, außerdem verübelt man dem Star, dass sie Hollywood den Rücken kehrt. Doch Bergman setzt sich über all das hinweg - und lebt ihr selbstbestimmtes freies Leben. Später setzt sie ihren Willen auch gegen Rossellini durch, dem es nicht gefällt, dass sie 1956 für "Anastasia" nach Hollywood zurückkehrt. 1957 endet die Ehe, doch das Vermächtnis des glamourösen Paars lebt in den künstlerisch anspruchsvollen Filmen, die durch ihre Begegnung entstanden sind.
05:55
Viele Mönche, Händler, Reisende und Schmuggler nutzen täglich eine historische Zugverbindung von der Metropole Mandalay in den Nordosten Myanmars. Die atemberaubenden Ausblicke auf der 16-stündigen Fahrt interessieren viele Pendler kaum, eher schon die Snacks und Getränke fliegender Händler wie Daw Dee, die selbst gemachten Teeblattsalat verkauft. Die koloniale Vergangenheit des ehemaligen Burmas und sein Aufbruch in die Moderne treffen entlang der Bahnstrecke aufeinander. "GEO Reportage" hat Zugführer U Zaw Win, den Bahninspektor Ko Tha Naing und Händler auf der Strecke begleitet. Mitten auf der Bahnstrecke zwischen Mandalay und Lashio öffnet sich plötzlich eine 300 Meter tiefe Schlucht. Sie wird seit dem Jahr 1900 von einer Brücke - dem Gokteik-Viadukt - überspannt, die einst die britischen Kolonialherren errichten ließen. Sie gilt noch heute als technisches Meisterwerk. Nur im Schritttempo kann der Zug heute die in die Jahre gekommene Stahlkonstruktion überqueren. Zugführer U Zaw Win fährt seit 20 Jahren auf der Strecke und kennt die Herausforderungen der alten Gleise. Noch bis vor wenigen Jahren waren Fotos der strategisch wichtigen Brücke streng verboten, und auch heute sind die Pfeiler durch Minenfelder gesichert - aus Angst vor Rebellen. Fast 700 Meter lang und 250 Meter über dem Niveau des Flusses erhebt sich das majestätische Bauwerk, dessen Überquerung einen auch heute noch mit Respekt erfüllt, bevor der Zug in der Dunkelheit eines Tunnels verschwindet. Für die Menschen, die den Zug jeden Tag nutzen, ist das Alltag. Mit der Bahn ist man einfach schneller auf der anderen Seite des Tals als mit dem Auto - solange nicht unvorhergesehene technische Probleme auf der Strecke auftreten.
06:40
Dieses Nachrichtenformat richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche und behandelt, nach dem Vorbild von Nachrichtensendungen für Erwachsene, unterschiedliche Themen aus Europa und der gesamten Welt.
06:45
(1): Bolo de Mel - Traditionsreicher Leckerbissen von Madeira (2): Nostalgiegeschmack: Maria - von Madeira nach Brasilien (3): Ran an die Töpfe!
07:20
(1): Léon Spilliaert und die schwermütigen Farben von Ostende (2): Simbabwe: Der Matobo-Nationalpark, ein mystisches Eden (3): Chile: Mauricios Ceviche (4): Nordmazedonien: Ausgestochen
08:05
(1): Jorge Oramas: Die Seele der Kanarischen Inseln (2): Usbekistan: Blaues Gold (3): Frankreich: Alex' Pissaladière (4): Hochzeit auf Schottisch
08:55
Die Trostlosigkeit Antarktikas ist nicht mehr als ein menschlicher Trugschluss. Der Eiskontinent ist voller Leben und bietet einen Artenreichtum, von dem nur etwa zwei Prozent bekannt ist. Der Großteil liegt unter Wasser und könnte über die Zukunft der Menschen entscheiden. Wenn sich das Polarlicht im Sommer über die Eislandschaft legt, herrschen paradiesische Zustände für die Tiere in der Antarktis. Wale blasen ihre meterhohen Fontänen in den Himmel, Pinguine fliegen wie kleine Raketen ins Wasser, Robben tauchen nach Krebsen unter den glitzernden Eisschollen. Das Rossmeer ist eines der letzten Gebiete, in denen der Zauber des Eiskontinents noch erlebbar ist. Der Film nähert sich dieser einzigartigen Region über die subantarktischen Inseln Neuseelands. Hier blüht das Leben, hier ist es grün und eisfrei. So könnte Antarktika ausgesehen haben, bevor sich der Kontinent vor etwa 180 Millionen Jahren vom Superkontinent Gondwana abspaltete und zum Südpol driftete. Die Verwandlung gehört zu seinem Wesen, seine biologische Vielfalt ist bis heute geblieben. Von der Rossmeerbucht bis zum Schelfeis, von den riesigen Pinguinkolonien bis zu dampfenden Vulkanen - jede Station öffnet eine Welt voller Überraschungen und voller Leben im Rhythmus mit dem Eis. Doch langsam zeigen sich auch am Rossmeer die Folgen des Klimawandels. Während einige Arten sterben, breiten sich andere aus. Sie könnten neue Viren und Bakterien mit sich bringen, neue Gefahren auch für den Menschen. Das Naturgefüge ist aus der Bahn geraten. Wie viele Generationen werden die Magie Antarktikas noch erleben können?
10:20
Neufundland, von eisigen Winden gepeitscht und von Eisbergen umgeben, erscheint auf den ersten Blick als unwirtliche Gegend - doch die Atlantikinsel beherbergt eine faszinierende Tierwelt. Der Filmemacher Didier Noirot, der unter anderem als Kameramann für den berühmten Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau tätig war, kehrt jeden Sommer hierher zurück, um ein einzigartiges Naturschauspiel zu dokumentieren: die Ankunft von Millionen Lodden, kleiner silberner Fische, die sich zur Fortpflanzung hier einfinden und zugleich ein wichtiges Glied in der Nahrungskette sind. Wenn die riesigen Loddenschwärme zusammentreffen, um vor den Küsten Neufundlands zu laichen, machen sich Fressfeinde wie Buckelwal und Kabeljau zum Festessen bereit. Manche Lodden legen ein überraschendes Paarungsverhalten an den Tag, das bisher nur selten gefilmt werden konnte: Sie werfen sich bei ansteigender Flut an den Strand, um sich dort zu paaren, ihre Eier abzulegen ... und zu sterben. "Stelldichein der Lodden vor Neufundland" ist eine beeindruckende Dokumentation, die verdeutlicht, wie wichtig der Schutz der Ozeane für den Erhalt der Artenvielfalt ist. Didier Noirot gewährt auf seinen Tauchgängen Einblick in ein Naturparadies voller Lebenskraft. Nicht zuletzt die Begegnung mit einem jungen, kontaktfreudigen Belugawal stärkt in dem Tierfilmer das Bewusstsein, dass auch der Mensch letztlich Teil der Natur ist und sich harmonisch in sie einfügen muss.
11:05
Norwegens Fjorde gehören zum Spektakulärsten, was Europa zu bieten hat. Bis zu 200 Kilometer ziehen sie sich von der Atlantikküste ins Land hinein, manche sind mehr als tausend Meter tief. Sie sind Relikte der Eiszeit, als gewaltige Gletscher Täler ausfrästen und selbst härtestes Gestein zermalmten. Obwohl ihr Wasser kalt und dunkel ist und kaum ein Lichtstrahl in die Abgründe fällt, ist das Leben im Fjord erstaunlich bunt und üppig. Im Reich der Finsternis wachsen Korallenriffe, und in der Strömung wogen fluoreszierende Seefedern und seltsam leuchtende Meeresschnecken. Im Winter treiben Orcas riesige Heringsschwärme tief in die Meeresarme hinein. Was von ihrer Mahlzeit übrig bleibt, ernten Vögel, Fische und Seesterne. Im Sommer wandern Lachse die Flüsse der Fjorde hinauf, um oberhalb der Wasserfälle und Stromschnellen, fernab der Feinde im Meer, zu laichen. Bis zu fünf Jahre werden die Junglachse in geschützten Buchten ausharren, bevor sie zurück ins Salzwasser der Fjorde wandern. Wie aber kommt es, dass unter den extremen Bedingungen im und am Fjord ein so großer Reichtum herrscht? Was ist das Geheimnis der Fjorde? Die Dokumentation taucht ein in die unergründlich scheinenden Tiefen der Fjorde Norwegens und zeigt die Vielfalt des Lebens im und am Wasser der "ertrunkenen Täler". Mit aufwendigen Zeitlupen und Zeitraffern, Nachtaufnahmen und teils noch nie gesehenem Tierverhalten zeichnet Naturfilmer Jan Haft ein spannendes wie informatives Porträt der Fjorde - bei Mitternachtssonne und Mondschein, bei Eis und Schnee sowie im Glanz der Polarlichter.
12:00
Auch wenn sich die Gelehrten nach wie vor streiten, ob der Peloponnes - anders als in früheren Epochen der Erdgeschichte - heute überhaupt noch eine Insel ist, trennen beziehungsweise verbinden beeindruckende Bauwerke die Halb-Insel und das Festland. Schon die alten Römer schätzten das kulturelle Erbe des Peloponnes.
12:35
(1): Die japanischen Chroniken von Nicolas Bouvier (2): An der Waadtländer Riviera lebt es sich gut - und diskret (3): Bulgarien: Danielas gekochter Käse (4): Paris: Der Hundertjährige, der Frankreich zum Narren hielt
13:20
(1): China: Zhang Yueran schreibt sich frei (2): Hexenjagd im Elsass (3): Kroatien: Sebastians Lammkoteletts (4): George Washington, der Meisterspion
14:05
Thüringer Wald, Weihnachten 1890: Nach dem plötzlichen Tod des Vaters stehen Marie und Johanna Steinmann vor dem Nichts. Marie, die Jüngere, möchte die väterliche Glasbläserwerkstatt gerne übernehmen und hat auch das Potenzial dazu, doch die Zunftordnung lässt es nicht zu. So sind die Schwestern gezwungen, sich mit schlecht entlohnten Hilfsarbeiten über Wasser zu halten: Johanna als Gehilfin des Glashändlers Friedhelm Strobel, Marie als Glasmalerin bei Wilhelm Heimer. Doch es sind harte Zeiten für Frauen: Ihre finanzielle Not zwingt Marie dazu, in eine Ehe mit Heimers Sohn Thomas einzuwilligen. Dieser entpuppt sichbald als brutaler Schläger. Heimer nutzt Maries künstlerisches Talent aus, Strobel bedrängt Johanna sexuell. In ihrer Not wachsen die Schwestern enger zusammen, bis sie beschließen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Sie widersetzen sich den Traditionen des Dorfs, indem sie die Glasbläserwerkstatt ihres Vaters auf eigene Faust neu eröffnen. Mit der Zeit werden sie immer mutiger und errichten schließlich einen Betrieb für die von Glasbläserin Marie angefertigten Objekte. Selbstbewusst stellen sie sich der männlichen Konkurrenz und erwecken mit ihren Glasarbeiten bald das Interesse eines charismatischen Händlers aus Amerika, der zudem noch ein Auge auf Marie geworfen hat. Auf ihrem gemeinsamen emanzipatorischen Weg in Richtung Selbstbestimmung überwinden beide große Hürden, erleben schwesterlichen Zusammenhalt - und erfinden ganz nebenbei die Weihnachtskugel ...
15:40
Mit "Sabrina" (1954) schuf Regisseur Billy Wilder eine der charmantesten Liebesgeschichten des klassischen Hollywood-Kinos. Audrey Hepburn, in einer ihrer berühmtesten Rollen, spielt Sabrina Fairchild - die unscheinbare Tochter des Chauffeurs der wohlhabenden Familie Larrabee. Jahre der Bewunderung für den sorglosen David Larrabee (William Holden) enden in stillem Schmerz, bis Sabrinas Vater sie nach Paris schickt. Dort entdeckt sie Stil, Selbstvertrauen und ihre eigene Stärke. Als sie zurückkehrt, erkennt niemand das schüchterne Mädchen wieder - am wenigsten David selbst. Doch zwischen Sabrinas neuem Glanz und Davids Charme steht sein nüchterner Bruder Linus (Humphrey Bogart), der plötzlich Gefühle entdeckt, die er nie erwartet hätte. "Sabrina" ist eine Liebesgeschichte über Verwandlung, soziale Schranken und die Macht der Eleganz. Billy Wilders scharfer Witz, Audrey Hepburns natürliche Anmut und der Gegensatz zwischen Romantik und Vernunft machen den Film zu einem unvergänglichen Klassiker - eine Ode an Stil, Gefühl und die leise Kunst, das Herz zu verlieren.
17:30
Ohne Tiere und Pflanzen ist das christliche Fest kaum vorstellbar. Weihnachten schmeckt nach Gänsebraten, es riecht nach Tannennadeln. An Weihnachten hängen Mistelzweige über der Tür und viele schauen sich die Krippe mit Esel unter dem Weihnachtsbaum an. Nicht wenige träumen von schneebedeckten Landschaften und nicht zuletzt vom Weihnachtsmann, der mit seinem Rentierschlitten die Geschenke bringt. Zu Weihnachten gehören viele Bräuche, die ihren Ursprung in der Natur haben. Vom eisigen Norwegen bis zum tropischen Kenia, von den rauen Britischen Inseln bis zu den Bergregionen Georgiens führt eine Entdeckungsreise an die Orte, die mit Weihnachten zu tun haben. So lernen Rentiere am Polarkreis, Schlitten zu ziehen, und Esel transportieren auf einer verträumten Insel vor dem afrikanischen Festland noch immer Menschen und Waren wie zu biblischen Zeiten. In England blüht der Kult um Rotkehlchen dank einer Legende über die britische Royal Mail, und in Georgien klettern waghalsige Männer 50 Meter hoch in die Baumkronen, um Samen für neue Weihnachtsbäume zu ernten. Der Grund für Mythen und Weihnachtsgeschichten liegt oft in der Biologie von Pflanzen und Tieren. Vorgestellt werden verschiedene Lebewesen, ohne die das große Fest zum Jahresende kaum denkbar wäre. Ihre Legenden werden in kleinen Animationsgeschichten erzählt, eingebettet in Szenen mit atemberaubenden Aufnahmen aus der Natur.
18:15
In der Stiftskirche St. Peter - dem barocken Herzstück Salzburgs - erklingt eines der tiefgründigsten Werke Wolfgang Amadeus Mozarts: die "Große Messe in c-Moll" (KV 427). Mozart begann 1782 an dieser dramatischen Komposition zu arbeiten, hat sie aber nicht vollendet. Dennoch zählt das Stück zu den wichtigsten Werken der europäischen Musikgeschichte. Für die Aufführung vereinen sich zwei herausragende Ensembles: Das Barockorchester Les Musiciens du Prince - Monaco und das Vokalensemble Il Canto di Orfeo unter der Leitung von Gianluca Capuano. Les Musiciens du Prince wurden 2016 auf Initiative der Mezzosopranistin Cecilia Bartoli an der Opéra de Monte-Carlo gegründet und gelten heute als eine der glanzvollsten Formationen der historischen Aufführungspraxis. Mozart komponierte die c-Moll-Messe nach seiner Hochzeit mit Constanze in Wien. Das Werk sollte im Oktober 1783 in der Salzburger Stiftskirche St. Peter uraufgeführt werden. 1927 dirigierte Bernhard Paumgartner die Messe im Rahmen der Konzerte geistlicher Musik bei den Salzburger Festspielen und begründete damit eine Aufführungstradition, an die auch dieses Konzert anknüpfen kann.
19:20
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
19:40
Der Duft von frischem Brot prägt die Menschheitsgeschichte: Ein Grundnahrungsmittel wird zum gefeierten Handwerk. Als tägliche Mahlzeit, kulturelles Erbe oder kreative Inspiration - kaum ein Lebensmittel trägt so viel Geschichte und Zukunft in sich. Im Schwabenland bewahrt die Müllerfamilie Stietz vergessene Getreidesorten und traditionelle Mahltechniken, in den französischen Westalpen wird das Brot bis heute in einem historischen Holzofen gebacken. Die Brotherstellung ist ein Handwerk, das schon die alten Ägypter vor 6.000 Jahren perfektionierten. Lucie Fischer-Chapalain zeigt die Vielfalt der Brotherstellung: Sie kreiert knusprige Brotchips, verführerischen Brotpudding und aromaintensives Hefebrot. Aus Mehl, Wasser und Zeit entstehen so kleine Kunstwerke.
20:15
Bei jeder Ebbe spielt sich im Watt ein Drama ab. In den vom Meer zurückgelassenen Gezeitenbecken treffen dann deren ständige Bewohner auf unfreiwillig eingeschlossene Tiere. Bis die Flut 13 Stunden später wiederkommt, wollen sie alle überleben. Innovative Aufnahmetechnik lässt diesen "Thriller" hautnah miterleben. Seine Dramaturgie folgt dem Rhythmus der Gezeiten: Mit jeder Stunde wird die Lage bedrohlicher: Während der Sauerstoffgehalt abnimmt, erwärmt sich das Wasser und wird saurer. Der Film beobachtet die Strategien mehrerer Meeresbewohner in diesem Überlebenskampf: Der Hummer ist der unangefochtene Herrscher über den Tümpel, die Krabbe wandelt auf Freiersfüßen, der Krake beurteilt seine Chancen quasi mit neun klugen Köpfen, der kleine Hai muss bis zur nächtlichen Jagd mit Atemnot kämpfen, die Möwe wartet hoch oben in der Luft auf ihre Stunde und der ebenso putzige wie allgegenwärtige Einsiedlerkrebs schummelt sich flink durch alle feindlichen Linien. Auch viele Nebendarsteller kämpfen um ihr Leben. Auf oft verblüffende Art und Weise gelingt es den Akteuren dieser Miniaturwelt, bis zur Flut durchzuhalten: Jagdbündnisse werden geschmiedet, unerwartete Schwächen ausgenutzt. Aber auch für Balz, Paarung und Geburten ist das Gefängnis des Gezeitenbeckens mitunter genau der richtige Ort. Fragil, aber erfinderisch passt sich die Natur an das Leben mit den Gezeiten an.
21:45
Das Hochland von Tibet ist eines der letzten noch weitgehend unberührten Gebiete der Welt, ein Lebensraum seltener und kaum bekannter Tierarten. In diese Wildnis reisen der mehrfach ausgezeichnete Naturfotograf Vincent Munier und der Schriftsteller Sylvain Tesson. Mehrere Wochen lang durchstreifen sie die Täler des Himalayas auf den Spuren einzigartiger Tiere wie dem vom Aussterben bedrohten, äußerst menschenscheuen Schneeleoparden. Die Suche nach der nahezu unsichtbaren Wildkatze wird für Tesson zu einer fast spirituellen Erfahrung. Vincent Munier lehrt den Schriftsteller, die Landschaft zu lesen, regungslos auszuharren und aufmerksam zu beobachten. Der Schneeleopard steht mehr als jedes andere Tier für die bedrohte Wildnis. Die majestätische Großkatze ist in naher Zukunft vom Aussterben bedroht und so auch ein Sinnbild für die ganze faszinierende Artenvielfalt, die der Mensch zunehmend zerstört. Der Mensch darf sich dem geheimnisvollen Raubtier nur mit äußerster Vorsicht nähern. Der Film wirft nicht zuletzt die Frage auf, wer hier wen beobachtet: der Mensch das Tier oder das Tier den Menschen? Koautorin Marie Amiguet und Vincent Munier folgen dem Lebensrhythmus der Natur, um ihrem Publikum nicht nur die Bedrohung der Natur, sondern auch die atemberaubende Schönheit der Landschaften und Tiere vor Augen zu führen.
23:20
Seit seiner Uraufführung 1841 gilt "Giselle" als Inbegriff des romantischen Balletts - ein Werk, das mit seiner poetischen Leichtigkeit und düsteren Mystik Maßstäbe setzte. Hier verschmelzen die Eleganz des Spitzentanzes mit der unheimlichen Anmut der Wilis, jenen geisterhaften Frauen, die nachts erscheinen. Choreograph Javier Torres Lopéz verlegt die Handlung aus dem Mittelalter ins Italien der 1950er Jahre. In einer süditalienischen Kleinstadt, wo der Morgen über dem Dorfplatz erwacht, verliebt sich die naive Giselle in Alberto - den Sohn eines reichen Magnaten, der sich als einfacher Dorfbewohner ausgibt. Doch sein Doppelleben fliegt auf, und als Giselle die Wahrheit erfährt, stürzt sie in den Wahnsinn. In einem dramatischen Moment wird sie erschossen. Mitternacht: Die Wilis, eine Schar rächender Geister, erheben sich aus ihren Gräbern. Als Alberto zu Giselles Grab kommt, erwacht ihr Geist - und die beiden tanzen ein letztes Mal im Liebesrausch. Doch die Wilis fordern ihren Tribut: Nur Giselles unerschütterliche Hingabe rettet Alberto vor dem tödlichen Fluch. Mit dem ersten Sonnenlicht verschwindet sie für immer. Ein Ballett, das sowohl Kenner als auch Neulinge begeistert - zeitlos schön, packend erzählt und voller magischer Bilder.
01:10
Zum Jahresausklang 2022 präsentieren die Berliner Philharmoniker und ihr Chefdirigent Kirill Petrenko in diesem Jahr ein mitreißendes russisch-italienisches Programm. Stargast des festlichen Abends ist Jonas Kaufmann. Der deutsch-österreichische Tenor wurde beim Opus Klassik als Opernsänger des Jahres 2022 ausgezeichnet. Sonores Fundament, strahlende Höhe, intelligente Gestaltung: All das macht ihn zu einem der führenden Sänger weltweit. Das Konzert in der Berliner Philharmonie beginnt mit der Ouvertüre und einer Arie aus Giuseppe Verdis "La forza del destino". Auf die Arie des Romeo aus Riccardo Zandonais "Giulietta e Romeo" folgen dann die schönsten Nummern aus Sergej Prokofjews Ballett "Romeo und Julia". Weitere Höhepunkte der Silvestergala sind Auszüge aus Pietro Mascagnis "Cavalleria rusticana" und Nino Rotas Orchestersuite "La strada". Den krönenden Abschluss bildet Peter Tschaikowskys "Capriccio italien". Kirill Petrenko wurde 1972 im russischen Omsk geboren und zog im Alter von 18 Jahren mit seiner Familie nach Österreich. Von 1997 bis 1999 war er Kapellmeister an der Volksoper Wien und nach einer Station in Meiningen von 2002 bis 2007 Generalmusikdirektor an der Komischen Oper Berlin. Von 2013 bis 2020 war Petrenko Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper, und seit 2019 ist er Chefdirigent der Berliner Philharmoniker.
02:40
Der französische Journalist Alfred de Montesquiou ist seit Jahren im Nahen Osten als Reporter unterwegs - die Region begeistert ihn. Berufsbedingt hat er vor allem erfahren, welche Kriege und Krisen sich hier abspielen. Diesmal folgt er den Spuren von Marco Polo der alten Seidenstraße von Venedig über bis nach Xi'an in China und zeigt alles, was diesen Teil der Welt erstrahlen lässt - seine jahrtausendealten Kulturen und Zivilisationen, die den Westen stets bereichert haben. Nachdem Alfred de Montesquiou die Grenze von Usbekistan nach Kirgisistan passiert hat, geht es zunächst in die Stadt Osch, eine wichtige Schnittstelle der Seidenstraße. Um die Mentalität und Mythen der Kirgisen besser zu verstehen, pilgert er zu dem Berg Suleiman-Too, besichtigt dessen Höhlen und nimmt anschließend am Alltag der Nomaden teil. Bevor es weiter zur Stadt Tokmok und dem nahegelegenen Turm geht, macht der Journalist halt am Songköl, wo ihm die jungen Männer einen traditionellen Reitsport zeigen. Seine Reise durch Kirgisistan schließt er mit der Begegnung mit einem Manastschi ab, einem Geschichtenerzähler, der wohl eine der beeindruckendsten Facetten der Nomadenkultur darstellt.
03:05
Erhalten oder abreißen? Plattenbauten und andere Wohnriesen polarisieren. Bedrückend, gigantisch und doch faszinierend. Sie sind DIE Klassiker unter den Bausünden. Viele Wohnklötze in Europa, gebaut als dringend gebrauchte Lösung für die wachsende Wohnungsnot, sind mit der Zeit in Verruf geraten, während andere in den Architekturhimmel gepriesen und zu Kult-Objekten werden. Was macht den Unterschied? Der Film "Plattenbau-Paradiese" widmet sich dem Phänomen der großen Wohnungsgiganten und geht dem System der sogenannten Platte auf den Grund. Autor Jesse Simon sucht in Berlin nach den schönsten Plattenbau-Exemplaren. Seine Faszination steckt an. Doch will man darin wohnen? Marianne Czichowski, Gropiusstadt-Bewohnerin der ersten Stunde, und Künstler Erik Schmidt lassen die Bauten von innen erleben - sie zeigen den Wohnblock als Organismus, als Ort der Erinnerungen und der Gemeinschaft. Wer braucht da schon einen Altbau! In Genua führt Francesco Bacci, Musiker und Architekturwissenschaftler, Besucher hinauf zu einer riesigen Wohnschlange aus Beton, die hoch oben über der Stadt thront. Mit liebevollem Blick betrachtet er dieses Bau-Monstrum, das lange Hass einstecken musste. Ist das jetzt schützenswert? In Paris zelebriert eine Wohnungsbaugesellschaft schon die Zukunft der Wohnblöcke und zeigt, wie die gläserne Transformation sozialer Wohnungsbau-Tristesse funktionieren kann. Vielleicht brauchen wir sogar ein Revival der Plattenbauten.
03:30
Ein alter Hahn soll durch einen jüngeren, fideleren Hahn ersetzt werden. Der Vorgänger ärgert sich gewaltig und fordert seinen Rivalen zum Wettrennen auf. Und Ausdauer wird stets belohnt ...
03:35
Das Kulturmagazin des Senders ARTE wird täglich aus Paris gesendet. Aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stehen im Zentrum der Sendung und werden versiert unter die Lupe genommen.