2018 und 2019 stürzen innerhalb weniger Monate zwei Flugzeuge der Firma Boeing vom Typ 737 Max ab. An Bord 346 Menschen. Grund für die Abstürze ist in beiden Fällen eine Fehlfunktion in der Software des Steuerungsprogramms. Das Flugzeug wird darauf weltweit mit einem Flugverbot belegt. Die amerikanischen Behörden ermitteln - im Fokus steht Boeing selbst, aber auch die amerikanische Flugaufsichtsbehörde FAA. Dieser Film dokumentiert die Recherchen eines Reporter-Teams von «pbs/Frontline» und der «New York Times». Es geht um kommerziellen Druck, um fehlerhaften Flugzeugbau und um fehlende Beaufsichtigung bei der Herstellung von Boeings vormaligem Verkaufsrenner 737 Max. Erstausstrahlung: 21.11.2021
Es ist Wahrzeichen der Stadt, berühmt wie der Eiffelturm: das Moulin Rouge. 1889 wurde es von zwei geschäftstüchtigen Unternehmern gegründet. Berühmt, berüchtigt und weltbekannt zieht die Mühle jährlich Tausende Touristen in die Pariser Metropole. Das Geschäft boomt: 600.000 Besucher im Jahr, 97 Prozent Auslastung. Gäste aus aller Welt wollen noch einmal das Paris der Belle Époque, der zügellosen Partys und frivolen Tänze erleben. Denn das Moulin Rouge ist auch Geburtsstätte des legendären Cancans. Einst getanzt von Wäscherinnen des Viertels, die sich nachts durch das Lüften der Röcke neue Freiheiten erkämpften. Zu den berühmtesten Cancan-Tänzerinnen gehört "La Goulue", die Gefräßige. Sie ist der Star des Moulin Rouge, verewigt in den Plakaten von Henri Toulouse-Lautrec. Den Ordnungshütern ist das wilde Treiben im Moulin Rouge ein Dorn im Auge. Mehrfach kommt es zum Skandal, immer wieder droht die Schließung. Doch immer geht es weiter. Seit 135 Jahren.
Robert Redford lebt seinen (amerikanischen) Traum. Und damit nicht genug. Mit seinen Filmen bringt er auch andere zum Träumen, lässt Träume wahr werden. Blonder Schopf, stahlblaue Augen: Man kennt Bobby als verruchten Liebhaber, idealistischen Anwalt und hippiehaften Antihelden. In der Rolle des schweigsamen Revolverhelden avanciert er schließlich zur Leinwandlegende und ist doch weit mehr als der ewige Sundance Kid. Redford bleibt ein Rebell, der für seine Überzeugungen eintritt - auf dem Regiestuhl und außerhalb der glamourreichen Welt des Films. Denn Redford will weiter träumen - seinen Traum von Menschlichkeit. Er engagiert sich für Natur- und Umweltschutz und tritt für die Rechte der indigenen Bevölkerung ein. Und so wird aus dem Schauspieler Redford erst der Regisseur und schließlich der hartnäckige Kämpfer für eine bessere Welt. Man könnte sogar sagen, dass seine Schauspielkarriere - so reich und gelungen sie mit über 50 Kino- und 30 TV-Filmen auch gewesen sein mag - wohl nur ein Drittel seines Lebens ausmachte. Bei allem beruflichen Erfolg bleibt Redford stets der träumende Idealist. 1980 bildet er mit der Gründung des Sundance Institute einen Gegenpol zur Hollywood-Schickeria und verschreibt sich der Förderung unabhängiger Regisseure und Produzenten. Längst gilt das Sundance Film Festival als Treffpunkt für Indie-Produktionen. Michael Feeney Callan, offizieller Biograf und Freund Redfords, blickt zurück auf eine beeindruckende Karriere des Schauspielers und Regisseurs, und zeigt zugleich die poetische Seite des Superstars. Gezeigt werden neben Archivaufnahmen auch Interviewmitschnitte, Filmauszüge sowie bislang unveröffentlichtes Material.
Wirbelstürme, Erdbeben, Vulkanausbrüche: Wie reagieren eigentlich Tiere und Pflanzen auf solche Naturkatastrophen? Einige Tiere können kurz bevorstehende Naturkatastrophen erahnen und sich davor schützen. Andere sind gezwungen zu bleiben und müssen gegen die Unberechenbarkeit der Natur um ihr Überleben kämpfen. Seit einiger Zeit wird im Rahmen der Wissenschaft untersucht, wie Flora und Fauna auf die Launen des Planeten Erde reagieren. Die Ergebnisse deuten auf bemerkenswerte Überlebensstrategien hin. Dennoch bleibt ungewiss, ob Tiere und Pflanzen auch in der Lage sein werden, sich den neuen, menschengemachten Herausforderungen zu stellen. Der Zug der Vögel von Kanada nach Brasilien ist von starken Wetterereignissen beeinflusst. Während der Sturmsaison wird die Reise durch kräftige Winde und atmosphärische Niederschläge gestört. Die Insel Puerto Rico beheimatet Ameisen, die Überschwemmungen überstehen, indem sie kompakte Flöße bilden und sich mit der Strömung davontreiben lassen. Die australische Flora und Fauna hat sich an die alljährlichen Buschfeuer angepasst: Gewisse Vögel profitieren von den Bränden, da sie dank ihnen Beute einfacher aufstöbern. Nichtsdestotrotz haben die Tierarten angesichts des gegenwärtigen Klimawandels, der seit der Industrialisierung vorangetrieben wird, nur wenig Zeit zur Anpassung. Der Anstieg des mittleren Meeresspiegels, die Häufung zerstörerischer Wirbelstürme und gigantische Waldbrände übersteigen alles, was bisher beobachtet wurde und beunruhigen Forschende verschiedenster Disziplinen.
Science-Fiction für Realisten: "The Blob" erobert die Leinwand - und die Labore! In einem B-Movie von 1958 taucht die Bezeichnung zum ersten Mal auf. Der Blob, eine außerirdische Schleimmasse, bedroht die Erde mitsamt ihren Bewohnern. Diese Horrorfilm-Kreatur dient als Vorlage für den Spitznamen eines sehr realen Organismus, der auch wie nicht von dieser Welt zu sein scheint: Physarum polycephalum. Dieser Blob ist weder Tier noch Pflanze - und ein Alien erst recht nicht, denn er lebt seit fast einer Milliarde Jahre auf diesem Planeten. Das macht ihn zu einer der ältesten Lebensformen - und zu einer der einfachsten: Der Blob besteht nämlich aus nur einer einzigen Zelle. Doch hinter seiner einfachen Fassade verbergen sich unglaubliche Fähigkeiten. Der Einzeller hat weder Augen noch Mund noch Magen noch Füße - und doch sieht, verdaut und geht er. Auch ohne Gehirn ist er in der Lage, komplexe Probleme zu lösen, den kürzesten Weg in einem Labyrinth zu finden und Informationen zu speichern und weiterzugeben. Der Blob ist zwar ein einzelliger Organismus; er besitzt aber viele identische Zellkerne, die zusammen eine Riesenzelle bilden. Das macht den Einzeller mit bloßem Auge sichtbar - und damit zu einem beliebten Forschungsobjekt für Wissenschaftler auf der ganzen Welt. Sie präsentieren die unglaublichen Fähigkeiten des Blobs und stellen ein wissenschaftliches Arbeitsfeld vor, in dem Intelligenz nichts mit Gehirnen zu tun hat. Jacques Mitsch hat mit seinem Film ein bemerkenswertes Porträt über ein außergewöhnliches Wesen geschaffen. Unterstützt wurde er dabei von Audrey Dussutour, einer Wissenschaftlerin, die erst vor kurzem die erstaunlichen Fähigkeiten dieses Evolutionswunders aufdeckte.
Die Wissenschaft geht davon aus, dass die sogenannte Dunkle Materie dem Universum seine Struktur verleiht. Sie könnte der Grund dafür sein, dass Galaxien nicht auseinanderdriften, obwohl sich die Sterne auch in den äußeren Bereichen mit unerwartet hohen Geschwindigkeiten um das galaktische Zentrum bewegen. Ein weiteres starkes Indiz für die Existenz dieser rätselhaften Substanz ist die Tatsache, dass das Licht ferner Galaxien durch Gravitationslinsen verzerrt zu uns gelangt, was ebenfalls auf die Anziehungskraft der Dunklen Materie hindeuten würde. Doch trotz all dieser Hinweise bleibt die Dunkle Materie bislang eine theoretische Vorstellung, denn kein Experiment konnte die geheimnisvolle Substanz bisher direkt nachweisen. "42 - Die Antwort auf fast alles" taucht tief in die verborgenen Geheimnisse des Universums ein und erkundet, was wir heute über die Dunkle Materie wissen - oder vielleicht nur zu wissen glauben. Führende Wissenschaftler wie Carlos Frenk von der Durham University, James Beacham vom CERN und Kathrin Valerius vom KIT in Karlsruhe begleiten uns auf dieser faszinierenden Suche nach der Dunklen Materie. Was wäre, wenn wir die Dunkle Materie finden würden? Ist die Dunkle Materie vielleicht der Schlüssel zu den größten ungelösten Rätseln der modernen Kosmologie? Würde ihre Erforschung zu einem neuen, tieferen Verständnis unseres Universums führen?
Es geht um die faszinierende Geschichte des Londoner Windmill Theatre. 1930 wurde das Theater, das zuvor ein Kino war, von Laura Henderson, einer wohlhabenden Witwe der Oberschicht, gekauft. Unter der Leitung von Henderson und ihrem Manager Vivian Van Damm avancierte das Windmill zum Variete-Theater - nach Vorbildern wie dem Pariser Moulin Rouge. Im Windmill Theatre wurde erstmals in England Nacktheit auf die Bühne gebracht. Der Trick: Ähnlich wie antike Statuen im Museum, durften unbekleidete Körper nur gezeigt werden, wenn sie sich nicht bewegten. Die "Nude Tableaus" der "Windmill Girls" waren Skandal und Attraktion zugleich - und das Theater wurde in ganz Großbritannien bekannt. Als deutsche Bomber London angriffen und alle anderen Theater schließen mussten, ging hier die Show mit Tanz, Gesang und Akrobatik weiter. "We never closed" wurde später zum stolzen Slogan und Symbol für britischen Widerstandsgeist. Die Nachkriegsjahre werden zur goldenen Zeit des Theaters. Vor allem die "Windmill Girls" sind die umschwärmten Popstars: "Wir waren unglaublich respektiert", erinnert sich die ehemalige Tänzerin Jill Millard Shapiro. Die Acts vor und nach den Windmill Girls hatten es schwerer. "Wer es hier schaffte, das Publikum zu unterhalten, der hatte das Zeug zum Star", erklärt Mike Hutton, Autor eines Buchs über das Windmill. Auch der spätere Weltstar Peter Sellers feierte hier seine ersten Erfolge. Doch in den späten 1950 begann auch der Niedergang. Neue Clubs boten freizügigere Shows, bald galt das Windmill als "old fashioned". Im Oktober 1964 fiel der letzte Bühnenvorhang. "Es war das Ende einer Ära", meint Autor Hutton. Zahlreiche Versuche, den Club neu zu beleben, scheiterten. Auch momentan ist die Zukunft des Hauses wieder ungewiss.
"Zu Tisch ..." reist in verschiedene Regionen Europas und schaut bei der Zubereitung traditioneller Gerichte zu. Die Küchenkultur europäischer Landschaften offenbart ihren Reichtum und weckt Verständnis für eine vielleicht fremde Lebensart. Rezepte können über Teletext und Internet abgerufen werden: www.arte.tv/zutisch
Die Familie von Tran Van Thai lebt seit drei Generationen am Fluss Mekong. Tran führt die Familientradition fort und verkauft Süßkartoffeln. Zusammen mit seiner Frau Nga zieht er seine Töchter auf zwei Booten groß, die am Flussufer vertäut sind. Sein Alltag wechselt zwischen Vertrieb und Einkauf bei den Erzeugern. Einmal pro Woche fährt er durch die kleinen Kanäle zu den Süßkartoffelbauern im Delta, um seine Laderäume aufzufüllen. Dann verkauft er seine Ware an die Einzelhändler auf den Märkten in der Stadt. Über Hunderte von Kilometern hinweg ist der Fluss für die Bewohner des Deltas eine wichtige Transport- und Handelsader. Doch seit einigen Jahren konkurriert der Straßentransport mit dem Wasserweg. Der Absatz geht zurück und Tran fragt sich, ob sein Geschäft und seine Lebensweise Bestand haben werden. Auch der Schriftsteller Nham Van Hung wurde am Mekong geboren und ist mit der Lebensweise vor Ort vertraut. Er gibt Einblicke in die menschliche Gemeinschaft rund um den schwimmenden Markt. May Thao hat nach dem Tod ihres Mannes beschlossen, Kaffee auf dem Fluss zu verkaufen, um ihre Familie zu ernähren. Jeden Tag ab fünf Uhr morgens dreht sie mit ihrem kleinen Boot ihre Runden und verkauft Kaffee und andere Getränke. Jeder hier kennt May, und zu jedem Ort weiß sie eine Geschichte zu erzählen. Mit über 65 Jahren ist Bay Toi eine der ältesten Händlerinnen auf dem schwimmenden Markt. Weil sie zu alt ist, um ihr Boot durch das Gedränge zu steuern, hat sie ihren Anker in der Mitte geworfen. An Bord kocht sie lokale Gerichte mit jenen Aromen und Düften, für die die südvietnamesische Küche berühmt ist.
Geschmackserlebnis: Die leckersten Heringe Amsterdams, frisch aus dem Meer und auf Zwiebeln und Gurken serviert, findet man auf dem Albert Cuyp Markt im Bezirk Pijp. Als einer der ältesten und bekanntesten Märkte Amsterdams erstreckt er sich über 2,5 Kilometer auf der Albert-Cuypstraat. Austern schlürfen und dabei etwas Gutes tun, damit sich die Miesmuscheln gegenüber den pazifischen Austern im Wattenmeer wieder durchsetzen, ausbreiten und damit als Nahrung für Vogelpopulationen dienen können. Wenn Jan Geertsema mit seiner Frau an der Küste Austern sammelt, steckt dieser nachhaltige Gedanke hinter seiner innovativen Geschäftsidee. Ein anderes Gewächs aus dem Wasser verarbeitet Mark Kulsdom in seinen vegetarischen Burgern, die sich auf dem Markt besonders bei jüngeren "Foodies" gut verkaufen: Meeresalgen. Sie stammen von den ersten niederländischen Algenbäuerinnen Rebecca Wiering und Jennifer Breaton. Sie wagten den unternehmerischen Sprung ins kalte Wasser - oder besser, in die Oosterschelde - und eröffneten hier ihre Algenfarm. Heutzutage kommen Obst und Gemüse meist aus hochtechnisierten Gewächshäusern. Petra Barendses gigantisches Gewächshaus besitzt ein Bewässerungssystem, das durch ein Tropfenprinzip 90 Prozent Wasser einspart. In dem hydroponisch-organischen Glashaus sind Larven für die Schädlingsbekämpfung und Bienen für die Bestäubung zuständig. Der Gouda gilt als Aushänge-Käsesorte der Niederländer. In bunten Farben wird er auf den Markt gebracht. Diese weisen auf die vielen verschiedenen Kräuter und Gewürze hin, die zugesetzt wurden. Zum Schluss eines Marktgangs darf die echte Stroopwafel, die knusprige Sirupwaffel nach traditioneller Rezeptur, nicht fehlen. Noch warm gegessen, ist sie besonders "lekker".
Acht Monate lang Temperaturen unter null Grad. Wie können bei diesen Voraussetzungen das ganze Jahr über schmackhafte Lebensmittel gesichert werden? Innovation ist gefragt! Mit der Vanha Kaupahalli, einem Ziegelsteinbau aus dem 19. Jahrhundert, haben sich die Finnen hierfür ein architektonisches Monument geschaffen. Vom Wasser aus gesehen sticht die Alte Markthalle als erstes Gebäude, das man von Helsinki wahrnimmt, hervor. Im Innern der Halle überwältigt die erstaunliche Vielfalt der Speisen und Zutaten aus dem ganzen Land. Das Rentierfleisch stammt aus dem hohen Norden Lapplands. Rentierzüchter Olli Pulju treibt dort seine sonst wild lebende Herde zusammen, um die geeigneten Schlachttiere auszusuchen. Das überaus nährstoffreiche Rentierfleisch gehört zur traditionellen Ernährung der Finnen. Immer neue Ideen stürmen den kulinarischen Markt Helsinkis. Zwei Jungunternehmer und ihre neue kulinarische Idee: Karelische Piroggen aus dem Osten Finnlands bieten sie als Streetfood ihren Kunden an. Die Neugier auf immer neue Geschmacksvariationen ist groß, auch beim heiß geliebten Eis. Und wenn etwas schief geht, regelt das der berühmte finnische Humor. Auch die Experimentierfreude des finnischen Sternekochs Filip Langhoff scheint grenzenlos. Gesalzener Fisch, eingemachte Beeren, marinierte Karotten. Seit jeher zwang das raue Klima die Finnen, raffinierte Konservierungsmethoden zu entwickeln, die heute immer weiter ausgebaut und persönlich interpretiert werden. Neu ist auch der finnische Käse, per Zufall von einem Uniprofessor kreiert. Das Quappenangeln sorgt als ein beliebter Volksport für regen Nachschub auf dem Kauppatori-Markt, unweit der Alten Markthalle. Bei einem abendlichen Dinner in der Vanha Kauppahalli wird Rentier in verschiedenen Varianten zubereitet. In gemütlicher Atmosphäre versammelt sich eine neue, offene und doch traditionsverbundene finnische Küchenkultur.
Der volle Stolz der bayerischen Hauptstadt trägt den Namen "Viktualienmarkt". Er vermittelt ein unverfälschtes und heimatliches Gefühl der reichhaltigen Esskultur in Bayern. In den vergangenen 200 Jahren erlebte der Münchner Viktualienmarkt eine Transformation vom Handelsort für Agrarerzeugnisse zu einem Paradies für Feinschmecker, Marktbesucher und Touristen. Seine etwa einhundert Stände sind heißbegehrt und bieten ein fein ausgewogenes Angebot zwischen Folklore und authentischer bayerischer Esskultur. Im Biergarten, dem besonderen Hingucker, schenken die historischen Brauereien in festgelegtem Wechsel das "beste Bier der Welt" aus. Was darf auf keinen Fall fehlen? Natürlich, Käse! Hier, unweit der bayerischen Alpen, bekommt man zudem die große Vielfalt aus den österreichischen, italienischen, schweizerischen Regionen zu schmecken. Der Stand von Wolfgang und Susanne Hofmann ist darauf spezialisiert. Die Geschwister gehören zu den besten Käseveredlern in Europa. Sie importieren handwerklich hergestellten Käse von Almen und Klosterkäsereien und lassen ihn mit viel Sorgfalt individuell reifen. Eine Kreation von Wolfgang ist ein mit Wildblüten ummantelter Bergkäse aus der Jachenau. Die Pilze am Stand von Renate Zollner entführen den Gaumen in die Oberpfalz und den Böhmerwald. Dort liefern ihr während der Pilzsaison ortskundige Pilzkenner die verborgenen Schätze des Waldes. Am Stand in München bereichert sie die Kunden mit ihrem Wissen über die Pilze und deren Zubereitung. Die Verkäufer wissen genau, woher ihre Waren stammen, sei es der Käse von den Kalkmagerwiesen am Tarn, der Honig aus dem Mangfalltal, das Wild von der Treibjagd bei Dingolfing oder die Brezen aus dem Mehl der Hofbräuhaus-Kunstmühle, die einst die Malzbrechmühle des Hofbräuhauses war. Die Liebe zum Gespräche über gutes Essen, zum Austausch mit ihren neugierigen Kunden verbindet wohl alle Standbesitzer auf dem Viktualienmarkt.
Man schreibt das Jahr 1907. Rodolfo ist mit seiner Schaustellertruppe unterwegs durch Lateinamerika. Eines Tages findet er in einem der Wohnwagen eine blinde Passagierin. Das junge Mädchen stammt aus Irland und hat von seinem rebellischen Vater gelernt, mit Bomben und Maschinengewehren umzugehen. Jetzt ist der Vater gestorben und die Tochter muss zusehen, wie sie zurechtkommt. Da die Chansonnette und Tänzerin der Truppe gerade ihre Partnerin verloren hat, überredet sie die gut aussehende Blondine, sich mit ihr auf der Bühne zu versuchen. Beide Schönheiten haben den gleichen Vornamen, daher heißen sie fortan "Maria 1" und "Maria 2". Bei ihrem ersten Auftritt gerät die neue Maria beträchtlich ins Schwitzen. Sie weiß sich jedoch zu helfen: Die Männer im Saal toben, denn der Striptease ist geboren! Zum Erfolg gesellt sich die Liebe. Bei dem schönen Revolutionär Flores, den die Damen unter dramatischen Umständen kennenlernen, hat die andere Maria allerdings die besseren Chancen. Als Flores allzu früh stirbt, nimmt er Maria 1 das Versprechen ab, an seiner Stelle mit der geplagten Landbevölkerung gegen den Schurken Rodríguez und die Truppen des Diktators von San Miguel zu kämpfen. Maria 2 findet zwar, dass diese Rolle eher ihr anstünde, aber sie schmollt nicht lange und greift zu den Waffen, wie sie es vom Vater gelernt hat. Umjubelt von einer wachsenden Anhängerschar marschieren die beiden Amazonen nun von Sieg zu Sieg.
"I should be difficult to find / So follow me / Just follow me" - "folgt mir" haucht sie mit rauer, tiefer Stimme, in schwarzem Kleid und glitzernden Sandalen. In den 1970ern ist Amanda Lear Discoqueen und Popikone, Model und Weltstar. Mit ihrer Sinnlichkeit verzauberte sie Paco Rabanne, Andy Warhol, Bryan Ferry und David Bowie. Sie lebte mit Salvador Dalí unter einem Dach und war die Freundin von Rolling Stone Brian Jones. Eines ist gewiss: "Ich bin nicht die, für die ihr mich haltet", schrieb sie in ihrer 2009 erschienen Biografie. Amanda Lear scheint ungreifbar; immer wieder änderte sie ihr Geburtsdatum - als wahrscheinlichstes Datum gilt der 18. November 1939 -, ihre Herkunft und ihre Biografie. Als Hüterin ihrer eigenen Legende spielte sie stets mit verschiedenen Identitäten. Ihr wahres Ich verbirgt sich hinter zahlreichen Gesichtern. Von Bowie bis Berlusconi, von London nach Paris: Die Geschichte von Amanda Lear ist auch eine Geschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, von den Hippies der 1960er und 1970er Jahre bis zu den 1980er und 1990er Jahren. Als Muse der Avantgarde traf sie geniale Exzentriker, berühmte Intellektuelle, gefeierte Künstler, Stars und Sternchen. Sie erlebte die Blütezeit der Unterhaltungsindustrie und die Anfänge des Reality-TV. Bis heute spielt sie mit der verruchten Aura ihrer Vergangenheit. Mit ihrer Extravaganz, ihrem Erfindungsreichtum und ihrem unbändigen Freiheitsdrang hat sie aus sich eine unvergängliche Ikone der Popkultur geschaffen.
Der Perlenthron war ein Geburtstagsgeschenk aus dem Jahr 1908 von Kameruns König Njoya an Kaiser Wilhelm II.. Der König zögerte zunächst, bevor er den Perlenthron "Mandu Yenu" von Bamum aus zu Wilhelm II. nach Berlin schicken ließ. Jahrelang hatten deutsche Museen alles versucht, um dieses Symbol königlicher Macht aus der Kolonie Kamerun ins Deutsche Reich zu holen. Schließlich war es König Njoya selbst, der den Thron seines Vaters auf den Weg nach Berlin schickte. Doch wie freiwillig ist ein Geschenk, wenn in der Nachbarschaft die Paläste brennen? Die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy hat mit Forscherinnen und Forschern aus Kamerun recherchiert, wie das Land während der Kolonialzeit sein kulturelles Erbe verlor. Noch heute befinden sich weit über 40.000 Objekte allein aus Kamerun in deutschen Museen. Durch ihre Verschleppung und die Umwandlung in Museumsobjekte ist ihre ursprüngliche Bedeutung meist kaum noch nachvollziehbar. Mit Kolleginnen und Kollegen besucht Bénédicte Savoy Prinzen und Könige in Kamerun. Die Forschungsergebnisse des Projekts in Kamerun bekannt zu machen, ist ein erster wichtiger Schritt. Das verstreute Wissen soll wieder zusammenfinden. Dahinter steht die große Frage, wie in Zukunft mit dem kulturellen Erbe Kameruns in deutschen Museen umgegangen werden soll. Schon jetzt wird deutlich: Einfache Antworten sind nicht in Sicht.
Mit seiner musikalischen Vielfalt hat Hans Zimmer Musik für zahlreiche Hollywood-Filmgenres komponiert. Das Konzert aus Krakau umfasst seine berühmtesten Filmmusiken: von "Gladiator", "Interstellar", "Fluch der Karibik" und "Dune Part Two" bis zu "Der König der Löwen". Für die Show "The world of Hans Zimmer" hat Hans Zimmer seine beliebtesten Filmkompositionen neu arrangiert für ein großes Orchester, einen Chor und Solisten. Umgesetzt wird es vom "Odessa Orchestra & Friends", dem Chor "Nairobi Chamber Chorus", sowie der Sängerin Lisa Gerrard, der Geigerin Rusanda Panfili, der Pianistin Eliane Correa, dem Flötisten Pedro Eustache und noch vielen weiteren Solostimmen. Die musikalische Leitung der Show übernimmt der britische Dirigent Gavin Greenaway. Seit vielen Jahren ist er mit Hans Zimmer freundschaftlich eng verbunden und setzt die Kompositionen seines Freundes in Konzerten sehr emotional um. Hans Zimmer hat mehrere bedeutende Auszeichnungen erhalten, darunter zwei Oscars, mehrere Grammys und Golden Globes. Für die Musik zu "Der König der Löwen" hatte er 1995 seinen ersten Oscar erhalten. "Dune" brachte ihm 2022 seinen zweiten Oscar ein. Mit seiner Kombination verschiedener Klangwelten schafft Hans Zimmer es, Menschen generationsübergreifend anzusprechen und an seine Musikwelt zu fesseln. Durch seine Mischung aus kraftvollen, orchestralen, aber auch sehr innovativen und technischen Klangelementen erreicht er ein breites Publikum: Sowohl Fans klassischer Musik als auch Menschen, die eher an experimentellem Klang oder an Popmusik interessiert sind.
Ein künstlerisches und humorvolles Spiel mit Klischees bietet dieses Magazin. In jeder Folge werden dabei bestimmte Eigenheiten der Franzosen und Deutschen unter die Lupe und auch aufs Korn genommen.
In Røros in Mittelnorwegen leben Hilde und Mattis Danielsen mit ihren Kindern Signe Marja und Jåvva. Sie gehören zum indigenen Volk der Samen und leben unter anderem von der Rentierzucht. Die Hochebene um Røros bietet den Herden weitläufige Weideflächen, selbst im Winter finden sie unter der Schneedecke noch Moose und Flechten. Rentierfleisch ist fester Bestandteil der regionalen Küche, die nicht nur in den Wintermonaten nahrhaft und deftig ist. Gekochtes Rentierfleisch kommt in einer kräftigen Brühe oder als Filet auf den Tisch, an der Feuerstelle zubereitet. Zwischen den Birken- und Fichtenwäldern liegen zahlreiche zugefrorene Seen. Neben Äschen und Forellen findet man hier auch Hechte und Saiblinge. Eine weitere Spezialität aus Røros sind Pjalt - eine Art norwegische Pfannkuchen.
Die auf vielen Sendern vorgenommene strikte Trennung von Politik- und Kulturnachrichten wird hier aufgehoben. Es werden Schnittpunkte aus beiden Bereichen präsentiert und Zusammenhänge dargestellt.
Das kleine Bergdorf Pirin ist ein aussterbender Ort. Die Jungen sind gegangen, suchten ihr Glück in den Städten oder im Ausland. Die Alten blieben zurück, vor allem die Frauen, deren Männer gestorben waren. Ihr Tag ist lang und hart, die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen. Das Leben folgt seinem eigenen Rhythmus und erfindet Geschichten, in denen sich Tiere in magische Wesen verwandeln. An der Katze Matsa, der Hündin Mila, dem Esel Kirka und dem Hengst Gosho wollen die Dorfbewohner etwas Geheimnisvolles bemerkt haben. Ist Matsa einfach nur tollpatschig oder verfügt sie über Zauberkräfte? Was hat die Hündin Mila mit dem Verschwinden der Hühner im Dorf zu tun? Ist Kirka gar der verzauberte Sohn seiner Besitzerin? Und was ist mit dem Drachen Gincho? Der Legende nach lebt er in einer Höhle hinter dem Berg und entführt schöne junge Frauen. Doch in Pirin lohnt ein Raubzug schon lange nicht mehr, die Beute ist auf und davon. Der Dokumentarfilm erzählt aus der Perspektive der Tiere von einer Welt, die verschwindet und in der Magie Hoffnung stiftet.
Deutschland, Winter 1943/44: Ein hoher US-General, der in die Planung des bevorstehenden D-Days involviert ist, gerät in deutsche Kriegsgefangenschaft. Ein amerikanisch-britisches Sonderkommando, angeführt von Major Smith, begibt sich auf eine spektakuläre Befreiungsmission zur streng bewachten Alpenfestung Schloss Adler. Doch kann man tatsächlich allen Mitgliedern des Kommandos trauen? "Agenten sterben einsam" von Kriegsfilmregisseur Brian G. Hutton basiert auf dem gleichnamigen Drehbuch von Alistair MacLean, der die fiktive Handlung für den spannungsreichen Actionfilm in wenigen Wochen schrieb. Im eisigen Winter 1943/44 wird im Alpenraum ein Flugzeug mit einem hohen US-General an Bord von deutschen Soldaten abgeschossen. Der britische Geheimdienst erfährt von dessen Gefangenschaft in der streng bewachten Festung Schloss Adler und fürchtet, dass der Geheimplan um die Invasion der Alliierten am sogenannten D-Day im Verhör aufgedeckt werden könnte. Angeführt von US-Major Jonathan Smith macht sich ein Sonderkommando auf den Weg zur Festungsburg, unter anderem bestehend aus US-Elitesoldat Lieutenant Moris Schaffer, der britischen Geheimagentin Mary Ellison sowie dem MI6-Agenten Colonel Wyatt Turner und Admiral Rolland. Doch bald wird klar, dass die Befreiung des US-Offiziers nur als Vorwand für eine weitaus größere Geheimmission dient. Im Herzen der Festungsburg, umzingelt von feindlichen Nazisoldaten, können sich die Mitglieder des Kommandos plötzlich nicht mehr sicher sein, ob die Verräter nicht doch in ihren eigenen Reihen zu finden sind ...
Heloísa Maria Buarque de Hollanda, auch bekannt als Miúcha, war eine brasilianische Sängerin und Komponistin, geboren am 30. November 1937 und verstorben am 27. Dezember 2018 in Rio de Janeiro. Sie entstammte einer Musikerfamilie. Die Geschichte beginnt im Paris der 1960er Jahre und endet Anfang der 1980er Jahre in Rio de Janeiro. Aussagen von Miúcha selbst sowie Auszüge aus ihren persönlichen Briefen und Tagebüchern zeichnen ein Bild der gesellschaftlichen und politischen Umbrüche jener Zeit - erzählt aus der Perspektive einer Frau, die sich eine Karriere als Sängerin und Komponistin erkämpfen musste. Zeitlebens stand die Künstlerin im Schatten ihrer männlichen Kollegen: Ihr Bruder war der berühmte Sänger und Komponist Chico Buarque, sie war Schülerin von Vinícius de Moraes, einer Schlüsselfigur der zeitgenössischen brasilianischen Musik. Ihr Mann war João Gilberto, einer der Begründer des Bossa Nova; sie sang mit dem berühmten Antônio Carlos Jobim und begleitete den amerikanischen Saxophonisten Stan Getz. Trotz aller Schwierigkeiten, sich mit ihrer Stimme in dieser Männerwelt durchzusetzen, gab Miúcha nie auf. Der Film bringt viel Bossa Nova zu Gehör und gibt anhand von persönlichem Archivmaterial - wie Briefen, Fotos, Schmalfilm-Ausschnitten, Aquarellen und Amateur-Tonaufnahmen - Einblicke in das Leben einer der wichtigsten Vertreterinnen des Bossa Nova. Ein Film von Liliane Mutti, Autorin einer wissenschaftlichen Arbeit über Miúcha als feministische Figur, und Daniel Zarvos, Miúchas Cousin.
Claudio Monteverdis "Vespro della Beata Vergine", einst wohl nur wenigen Spezialisten bekannt, ist heute fest im musikalischen Bildungskanon verankert und bleibt bei aller Popularität doch ein rätselhaftes Werk: Es bürdet der Wissenschaft wie auch denen, die das Stück spielen wollen, schier unlösbare Rätsel auf. Wer heute die "Marienvesper" aufführt, muss sich entscheiden, ob er sie als Konzertstück oder als liturgische Feier verstehen möchte. Die Aufführung in einer Kirche spricht dafür, dieser Musik ihre liturgische Herkunft zurückzugeben. La fonte musica hat sich daher für eine liturgienahe Interpretation entschieden und die Marianischen Antiphonen der Marienfeste ausgewählt - "Laeva eius" und "Quae est ista" etwa gehören zum Tag der Himmelfahrt Mariens am 15. August, andere eignen sich für alle Marienfeste. Die geringstimmigen Concerti bleiben im Programm, obwohl sie strenggenommen nicht zur Liturgie gehören. Monteverdi widmete seine Publikation Papst Paul V. und reiste eigens nach Rom, um sie ihm dort in einer Audienz überreichen zu dürfen. Die Musik spannt einen Bogen von der traditionellen, satztechnisch komplexen, polyphonen Messe über die alten und neuen Arten der Psalmvertonung. Dazu zählen neben der Polyphonie und den modernen geringstimmigen Concerti auch der Lobgesang Marias. Mit diesem effektvollen Repertoire wirkt die Musik, modern gesprochen, fast wie eine kompositorische Bewerbungsmappe, in der alle Fähigkeiten ihres Urhebers in voller Breite aufgelistet sind. Die verbindende Klammer um diesen bunten Strauß von Satztechniken und Besetzungen ist die Cantus-firmus-Technik, das heißt, die Komposition über einer vorgegebenen Choralmelodie. Monteverdi zeigt damit die ganze Bandbreite der Möglichkeiten dieser uralten Setzweise. Mag die "Marienvesper" nun als ein zusammenhängendes liturgisches Werk entwickelt worden sein oder nicht. Was bleibt, ist eine komplexe, durchdachte und prächtige Musik, die den Zuhörer unmittelbar anspricht.
Zusammen mit Tänzern der letzten Generation seines Ensembles lässt "Tanz ist Kunst: Cunningham" einige seiner wichtigsten Inszenierungen noch einmal aufleben. Dabei spürt der Film Cunninghams künstlerischer Entwicklung über drei Jahrzehnte voller Risiken und Entdeckungen nach. Beginnend mit seinen frühen Jahren als bettelarmer Tänzer im New York der 1940er Jahre bis hin zu seinem Aufstieg als einer der meist gefeierten und visionärsten Choreographen seiner Zeit. In 3D nähert sich der Film den einzigartigen Räumen Merce Cunninghams und erobert für das Publikum sein künstlerisches Universum. Unterstützt durch die 3D-Technologie verbinden sich seine Geschichte und seine Ideen zu einer emotionalen Reise in die Welt des Choreographen. Sein Lebenswerk beeinflusst noch heute Künstler und Choreographen auf der ganzen Welt. Merce Cunningham (1919-2009) war ein Choreograph, der für Innovationen in der Tanzwelt des 20. und 21. Jahrhundert stand und sie gegen alle Widerstände durchsetzte. Er beharrte auf einem neuen Ansatz im Tanzen wie im Denken und arbeitete hierfür mit dem Komponisten John Cage und dem Künstler Robert Rauschenberg zusammen. Die Merce Cunningham Dance Company wurde im Jahr 1953 gegründet. Im Laufe seiner Karriere choreographierte Cunningham mehr als 150 Tänze und über 800 Events, bei denen er Auszüge aus verschiedenen Werken in neuen Räumen und Umgebungen inszenierte. Bekannt für seine Experimente mit den "change operations", einer zufälligen Anordnung von Bewegungen, arbeitete er außerdem mit zu seiner Zeit sehr innovativen Technologien - zum Beispiel Film, Video, TV, Computerprogrammen und Motion-Capture-Techniken. Cunninghams Geschichte und sein unkonventionelles Denken beeinflussen bis heute weltweit Generationen von Künstlern, Tänzern und Choreographen.
Zwischen Palermos engen historischen Gassen liegt der größte und beliebteste Markt der Stadt, der Ballarò. Beim Gang durch die Marktstände werden vom Spektakel aus Geräuschen, Gerüchen und Farben alle Sinne angesprochen. Die ganze Vielfalt, die die mediterrane Insel mit ihrer so reichen landwirtschaftlichen Tradition hervorbringt, wird hier angeboten. Dazu gehören geheimnisvolle Streetfood-Spezialitäten aus Innereien, aber auch Dutzende von gerösteten, gesalzenen, sauer eingelegten oder gebratenen Köstlichkeiten. Der arabische Einfluss ist auch in der traditionellen Abbanniata zu spüren, dem unverwechselbaren Marktgesang der Verkäufer. Bruder Mauro hat unweit des Marktes das Gelände hinter einem Pfarrhaus in einen Gemüsegarten umgewandelt. Mit Hilfe seiner Gemeinde baut er hier die besten Auberginen der Insel an. Im Inneren Siziliens wiederum verleihen die trockenen Berglandschaften dem wilden Fenchel sein unverwechselbares Aroma. Andrea Martini kennt die geheimen Orte, an denen er wächst. Matteo Sanfilippo beherrscht noch die alte Technik des Laternenfischens und fängt bei einer nächtlichen Bootsfahrt den Geschmack des Tyrrhenischen Meeres ein. Wilder Fenchel und Fisch treffen dann in der fabelhaften Komposition als Pasta con le Sarde aufeinander. Kaum jemand kann sich den Verlockungen der sizilianischen Dolci entziehen. Am Ballarò können die Kunden Cristian Trentacoste bei der Herstellung der barock anmutenden Cassata zuschauen. Für alle, die es eilig haben, hält der Konditor eine Cassatina bereit, die kleine Version des traditionellen Kuchens für den direkten Genuss.
Matera in Süditalien, im Osten der Region Basilicata gelegen, zählt zu den ältesten Städten der Welt. Die Sassi, in Stein gehauene Höhlenwohnungen, sind weltberühmt. Seit 1993 sind sie Welterbe und stehen unter dem Schutz der UNESCO. Nach wie vor besteht das ganze Zentrum der traditionsreichen Höhlenwohnungen nur aus Kalkstein. Als Besucher wird so eine Art Zeitreise erlebbar. In einer der Wohnhöhlen lebt der Rentner Pino Sigillino mit seiner Familie. Seine Tochter Nastassja ist berufstätig - die Großeltern kümmern sich um ihre fünf Enkel, die im Nachbarhaus wohnen. Seine Frau Antonella und er geben die Familienrezepte an ihre Enkelkinder weiter. Denn seit Pino im Ruhestand ist, hat er Zeit zu kochen - am liebsten seine berühmte Parmigiana. Normalerweise gehört in den Auberginenauflauf nur Käse und etwas Salami; auf Geheiß seiner Enkel bereitet er extra noch kleine Fleischbällchen dazu. Seine Frau backt zum Nachtisch mit ihrer Enkelin Amelie süße Strazzate. Die Mandelkekse werden zum Kaffee gereicht. Zu Festtagen gibt es in Matera eine Art Lammeintopf, die Pignata. Sie wird in einer Terrakottavase serviert. Antonella und ihr Freund Angelo bereiten zum Abendessen für die Großfamilie eine Pignata vor, die mit verschiedenem Gemüse und Lammfleisch gefüllt wird. Dann bringt Antonella sie zum Bäcker, um sie mit Brotteig im Steinofen überbacken zu lassen. Koch- und Wohntradition treffen in Matera aufeinander.