In den USA hat die Pilotensaison begonnen: Die großen Sender sind zur Zeit dabei, neue Serienideen in den Testmodus zu schicken oder uralte Serienkonzepte aus dem Archiv zu holen, um den nächsten Schub von Reboot-Fieber auszulösen. An die 60 Projekte haben bereits grünes Licht erhalten, hier ein Blick auf Neuauflagen und Ableger bekannter Formate.
An vorderster Front mit Reboots befasst ist der Sender CBS, der im vergangenen Jahr bereits Star Trek aus dem Archiv geholt hat und zur Zeit an einer Neuauflage der Twilight-Zone arbeitet: Grünes Licht erhielten dort Neuverfilmungen von gleich zwei klassischen Krimiserien. Die erste ist Cagney & Lacey, die ab 1981 in sieben Staffeln – und später mehreren Fernsehfilmen – von den Polizistinnen Christine Cagney und Mary Beth Lacey erzählte, die in Manhattan auf Verbrecherjagd gehen. Für ihre ungewöhnlich persönliche Herangehensweise an ihr Thema gewann die Serie mehrere Emmys und einen Golden Globe. Das Reboot von der Westworld-Produzentin Bridget Carpenter verlegt die Handlung nach Los Angeles und behält die übrige Konstellation bei.
Ob Magnum auch ohne Tom Selleck zum Hit werden kann?
Die zweite Krimiserie erreichte auch hierzulande Klassikerstatus: Mit Magnum wurde Tom Selleck in den 80ern zum internationalen Star, auch wenn ihn die Serie die Rolle des Indiana Jones und damit eine potentiell größere Kinokarriere kostete. Wieviel vom Charme und Witz des alten Magnum im Reboot übrigbleiben wird bleibt abzuwarten, doch klar ist, dass die Neuauflage eine härtere Gangart anschlägt: Magnum wird nun ein ehemaliger Navy SEAL sein, der aus dem Afghanistan-Einsatz zurückkehrt, um seine Fähigkeiten als Privatdetektiv einzusetzen. Der Projektleiter des neuen Magnum hat bereits Erfahrung mit Reboots sammeln können: Er steckte federführend bereits hinter der neuen Version von MacGyver und bringt zusätzlich 24-, CSI- und Hawaii-Five-0-Erfahrung mit.
Und noch ein Reboot hat CBS am Start: Eine Fortsetzung der Sitcom Murphy Brown, in der Candice Bergen zwischen 1988 und 1998 eine alleinerziehende Reporterin spielte und die wegen ihrer zeituntypischen Perspektive ein Kritikerliebling war. Die Serie gewann 3 Golden Globes (2 davon für Bergen, 1 für die Serie an sich) und diverse Emmys. Dieses Jahr wird sie nun vom alten Team weitergeführt.
Doch nicht nur CBS rebootet alte Serien, auch andernorts gibt es alten Wein in neuen Schläuchen: The CW hat eine Neuauflage von Charmed geordert, der Fantasy-Hexen-Serie, in der Alyssa Milano, Shannen Doherty, Holly Marie Combs und Rose McGowan zwischen 1998 und 2006 – in wechselnder Besetzung – gegen die Mächte des Bösen vorgingen. Die neue Serie soll dieses Erfolgsrezept „leidenschaftlich, lustig und feministisch” wiederbeleben und verlässt sich dabei auf die Autorinnen von Jane the Virgin, Amy Rardin und Jessica O'Toole.
Aber nicht nur Charmed wird von The CW rebootet, auch Roswell ist zurück: Die zwischen 1999 und 2002 gesendete Science-Fiction-Serie vermischte den klassischen Alien-on-Earth-Stoff geschickt mit dem Sex-Appeal einer Highschool-Sitcom. Mit der Neuauflage hält nun einerseits die US-Immigrationsdebatte in dieses Konzept Einzug, einschließlich einer auf die Verbreitung von Angst ausgelegten Regierungspolitik und des Umgangs mit Vorurteilen und Hass, und andererseits die Rebootitis mit ihrer Tendenz zu einer möglichst noch größeren Bedrohung als beim ersten Mal. Immerhin: Die stets beliebten Liebesgeschichten kommen wohl auch diesmal nicht zu kurz.
Und noch ein Projekt von The CW sei in diesem Zusammenhang erwähnt: Mit Wayward Sisters produziert der Sender zwar kein Reboot, wohl aber einen Ableger von Supernatural. Darin baut Supernatural-Nebenfigur Sheriff Jody Mills (gespielt von Kim Rhodes) aus einer Gruppe verwaister junger Frauen eine Einheit aus Monsterjägern auf.
Bei ABC ist man ebenfalls vom Erfolg von Reboots überzeugt: Die 90er-Sitcom Roseanne kehrt bereits im März mit unverändertem Konzept ins Fernsehen zurück. Außerdem kramt der Sender eine Krimiserie aus den 70ern hervor, die es nie ins deutsche Fernsehen geschafft hat: Get Christie Love erzählte 1974 von einer schwarzen Polizistin, die verdeckt gegen einen Drogenring ermittelte und war jahrzehntelang die einzige US-Serie mit einer schwarzen Hauptdarstellerin. Die Neuauflage macht aus der Polizistin von einst eine CIA-Agentin und unterstellt ihre zusätzlich eine Eliteeinheit. Ebenfalls in der Mache ist der nach Private Practice zweite Ableger von Grey's Anatomy, eine Feuerwehrserie namens Station 19, die drei Straßen vom namensgebenden Grey Sloan Memorial Hospital entfernt angesiedelt ist, was diverse Gastauftritte in beide Richtungen ermöglichen soll.
Und schließlich hat auch NBC bereits gute Erfahrungen mit Reboots gesammelt: Die neuen Folgen von Will & Grace laufen seit letztem Jahr mit großem Erfolg. In dieser Saison kommt nun anstelle eines Reboots eine klassischere Fortsetzung ins Portfolio: Die Buddy-Cop-Spielfilmreihe Bad Boys erhält eine Ablegerserie. Im Mittelpunkt wird dabei die Spezialagentin Syd Burnett (gespielt von Gabrielle Union) stehen, die im zweiten Bad-Boys-Film 2003 eingeführt wurde. 14 Jahre später schlüpft Union wieder in ihre alte Rolle, was den Auftritt von Marcus Burnett (Martin Lawrence) und Mike Lowrey (Will Smith) wenn auch nicht wahrscheinlich, so doch zumindest möglich macht.