Zwischen Wut und Mut

Zwischen Wut und Mut

Die rechtsextreme Szene wird laut Verfassungsschutz auch in Bayern aktiver. Was setzen engagierte Bürger, Gemeinden und die Kirchen dagegen? Wo stoßen sie an ihre Grenzen? Auch in Bayern wird laut Verfassungsschutz die rechtsextreme Szene immer aktiver. Gerade in strukturschwachen Gebieten versuchen rechte Kameradschaften mit unterschiedlichsten Strategien junge Leute für sich zu gewinnen und in ihre Strukturen einzubinden. Nach den Rückgängen der letzten Jahre ist in Oberfranken im Bereich der 'Politisch motivierten Kriminalität -rechts-' mit 209 Fällen ein deutlicher Anstieg und das höchste Niveau seit 2003 zu verzeichnen, so das Polizeipräsidium Oberfranken. Täglich prüft man dort inzwischen die einschlägigen Seiten im Internet, wo rechtspopulistische Plattformen das Netz zur Mobilisierung und auch zur Einschüchterung der Gegner nutzen. Was setzen engagierte Bürger dem entgegen - in Franken, Oberbayern, auf dem Land bzw. in der Stadt? Wie kann man sich als Dorfgemeinschaft wehren? Welche Rolle spielen dabei die christlichen Kirchen? 'Wir stehen fürs Hinschauen, nicht fürs Wegschauen', sagt Karl-Willi Beck, der Bürgermeister von Wunsiedel. Seit Jahrzehnten kämpft die Stadt im Fichtelgebirge gegen rechte Umtriebe. Die Grabstätte des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß ist seit Langem Treffpunkt und Pilgerstätte für Neonazis. Auch wenn das Grab inzwischen aufgelöst worden ist, hält der 'braune Spuk' an. Die Wunsiedler sind zornig, auch darüber, dass die Aufmärsche immer wieder genehmigt werden. Sie zeigen ihre Wut und ihren Mut. Die christlichen Kirchen rufen zum Protest, laden zu Friedensgottesdiensten ein und motivieren, sich auch im persönlichen Bereich 'mutig für Menschenwürde' einzusetzen. Im Ort Oberprex in Oberfranken konnten Neonazis 2010 einen alten Gasthof kaufen. Dort werden seither 'Kameradschaftstreffen' abgehalten. Die Kirchengemeinde von Regnitzlosau versucht nach besten Kräften, mit der Situation umzugehen. Viele Oberprexer sind eingeschüchtert, haben Angst vor Repressalien.

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