Zwischen Hirschen und Kanonen

Zwischen Hirschen und Kanonen

Panzer und Naturschutz bilden zwei scheinbar unvereinbare Gegensätze. Doch die Vermutung ist falsch. Gerade dort, wo Tausende Soldaten mit Panzern und scharfer Munition den Ernstfall proben, haben viele bedrohte Pflanzen- und Tierarten ein Refugium gefunden. Seit mehr als 60 Jahren ist der Übungsplatz in Grafenwöhr für die Öffentlichkeit gesperrt. Davon profitieren viele Tiere und Pflanzen, die in Bayern auf der Roten Liste bedrohter Arten stehen nicht trotz, sondern wegen des militärischen Betriebes. Sogar Fisch- und Seeadler sind hier zuhause. Auch die Liste seltener Amphibien und Reptilien ist lang. Vom Aussterben bedrohte Fledermausarten suchen in verlassenen Bunkern Unterschlupf, Braunkehlchen und Bachstelzen brüten in ausrangierten Panzern. Wo tonnenschwere Panzer rollen, bleiben Einflüsse auf die Natur nicht aus. Bis zu 80 Zentimeter tief graben sich die Ketten in den Boden, reißen die Bodennarbe auf und halten die Pflanzendecke kurz. Doch gerade davon profitieren einzelne Arten, so genannte Pionierarten. Die Gelbbauchunke etwa freut sich über die immer neu entstehenden kleinen Tümpel und Feuchtlöcher. Gerade in der 'Impact Area', wo ständig Geschosse einschlagen, gedeiht der Sonnentau, der anderswo gegen wuchskräftige Pflanzen keine Chance hat. Auch das Rotwild verhält sich auf dem Übungsplatz anders als außerhalb. Hier zeigt sich das ursprüngliche Steppentier tatsächlich noch am Tage, während es im Rest von Bayern zum Nacht- und Waldtier geworden ist. Es gibt noch weitere Aspekte, so finden sich beispielsweise in den verlassenen Dörfern und Weilern des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr, wo die Soldaten den Häuserkampf üben, seltene Obstbaumsorten, die außerhalb des Militärgeländes bereits ausgestorben sind.

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