
Zum Beispiel Neftenbach
zum Beispiel Siamand, 17 Jahre alt aus Syrien: Er lebt seit drei Jahren als anerkannter Flüchtling in der Schweiz. Eigentlich spricht er gut Deutsch, aber er stottert. Das hat auch mit der Flucht aus seiner zerbombten Heimat Aleppo zu tun. In der Schule bemüht er sich nach Meinung der Lehrerschaft zu wenig. Plötzlich ändert Siamand sein Profilbild auf WhatsApp. Er postet die Zeichnung eines Mannes mit einem blutigen Messer und einem bedrohlichen Text. Was tun?
zum Beispiel Semhar, 24 Jahre alt aus Eritrea: Auch sie ist eine anerkannte Flüchtlingsfrau, in der Schweiz seit eineinhalb Jahren. Semhar aber spricht kein Wort Deutsch. Deutschkurse will sie nicht besuchen, weil sie ihr Baby alleine erziehen muss. Zwar befindet sich der eritreische Vater des Kindes in der Schweiz, aber er sitzt in Ausschaffungshaft. Auf sein Asylgesuch ist die Schweiz gar nicht erst eingetreten. Was ist mit den Schweizer Gesetzen los?
Urs Wuffli: 62 Jahre alt, Asylchef von Neftenbach ZH: Der pensionierte Fluglotse ist erst seit zwei Jahren im Amt. In seiner 5500-köpfigen Gemeinde heisst der FDP-Mann Flüchtlinge willkommen, aber er fordert sie auch. Und gefordert ist er selbst: von den kulturellen Unterschieden und der Bürokratie der Schweiz. Schafft es der Asylchef, die 55 neuen Nachbarinnen und Nachbarn zu integrieren? Und wenn ja: zu welchem Preis?
Karin Bauer ist in den Mikrokosmos von Neftenbach getaucht und hat den Puls des Landes gespürt: Die einen wollen helfen, die andern die Grenzen schliessen. Das Thema Asyl ist verpolitisiert, entweder ist man ein sogenannter Gutmensch oder ein Hardliner.
Karin Bauer will mit ihrem «DOK»-Film mit Kategorisierungen brechen. «zum Beispiel Neftenbach» zeigt ein ungeschminktes Bild des Umgangs mit den neuen Flüchtlingen, die zum grossen Teil in der Schweiz bleiben werden. Er zeigt die Probleme auf, diskutiert aber auch Lösungsansätze. Nichts wird geschönt, nichts dramatisiert.