Zeitreise in Wanderstiefeln

Zeitreise in Wanderstiefeln

Im September 2010 pilgert eine Gruppe von Menschen aus Ost- und Westdeutschland gemeinsam entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Auf diesem 'Pilgerweg der Versöhnung' durch den Todesstreifen wollen sie sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen, um versöhnt in die Zukunft blicken zu können, so die Idee des Psychologen Heiko Kroy. Gemeinsam mit der Therapeutin Katrin Martens aus Greifswald hatten der aus Bayern stammende Psychologe das Gefühl, dass sich auch 20 Jahre nach dem Ende der DDR noch Wunden schließen müssen und zwar bei den Pilgern und den Menschen, denen sie an der ehemaligen Grenze begegnen. Vieles sei noch unausgesprochen, es mangele an echten Begegnungen. Und so treffen die Pilger auf sich selber, aber auch auf andere Menschen aus dem früheren Grenzgebiet, die von ihren Grenzerfahrungen, von Bespitzelung und Kontrollen, von Flucht und Widerstand erzählen. Einer ist Walter Debertshäuser, der 1966 über die Grenze aus der DDR flüchtete. Doch die Vergangenheit ließ ihm keine Ruhe. Immer wieder zog es ihn von der Westseite her an den Todesstreifen, er konnte diese Unmenschlichkeit nicht begreifen. 1994 zog er ins thüringische Frankenheim zurück - doch das Misstrauen gegenüber seinen Nachbarn wird er bis heute nicht los. Gisela und Klaus Werner haben eine Texasklause eröffnet, sich ihren Traum vom freien Cowboyleben mit Pferden und Westerncharme erfüllt. Immer wieder treffen sich bei ihnen ehemalige Grenzsoldaten, die bei den beiden ein offenes Ohr finden und sich beim Bier ihre Erlebnisse von damals von der Seele reden. Dabei wird klar, dass die Vergangenheit längst nicht abgeschlossen ist und über das Leben in der ehemaligen Todeszone geschwiegen wird. 20 Jahre nach der Deutschen Einheit versuchen die Pilger eine spannende Zeitreise zwischen gestern und heute, in der es darum geht, Grenzen zu überwinden.

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