
Wyhl? 'Nai hämmer gsait!'
Am 19. Juli 1973 gibt die Landesregierung Baden-Württemberg den Standort eines geplanten Kernkraftwerks bekannt: Wyhl im nördlichen Kaiserstuhl. Doch kaum haben die Wyhler von den Plänen erfahren, regt sich der Widerstand. Aus dem ganzen Kaiserstuhl kommen die Menschen und demonstrieren. Bürgerinitiativen werden gegründet, Gutachter befragt, Informationsveranstaltungen organisiert, eine Delegation der besorgten Bürger reist zum Landtag, um mit den von ihnen gewählten Politikern zu sprechen. Als all dies nichts ändert, besetzen Winzer, Bauern, Hausfrauen, Rentner, Handwerker und Studenten den Bauplatz. Die Räumung durch die Polizei mit Hunden, Schlagstöcken und Wasserwerfern sorgt bundesweit für Aufsehen und lässt die Kaiserstühler an der Demokratie zweifeln. Wenige Tage später sind die Besetzer wieder da. Die kleine Gemeinde Wyhl wird weltweit zum Symbol für den Widerstand von Bürgern aus allen Schichten gegen die Pläne ihrer Landesregierung und letztlich einer neuen politischen Orientierung hin zur Basisdemokratie. Ein neues politisches Bewusstsein bildet sich. Und auch ein ökologisches. Aus dem Widerstand gegen das Atomkraftwerk am Kaiserstuhl entstehen das Ökoinstitut und die Partei 'Die Grünen'. Es wird der Grundstein zum Umdenken in Sachen Atomkraft gelegt. Die Dokumentation erzählt die Geschichte dieses Widerstands und seiner Folgen. Sie erzählt die Geschichten von Menschen, die sich anfangs überwiegend nicht in Opposition zur Regierung und dem damals geltenden Fortschrittsglauben sahen. Der Film erzählt ein Stück 'Heimatgeschichte', die globale Auswirkungen und entscheidenden Einfluss auf die politische Geschichte der Bundesrepublik hatte. Zu Wort kommen u.a. Siegfried Göpper, Mühlenbesitzer aus Weisweil; Jean-Jacques Rettig, Atomkraftgegner der ersten Stunde; Bernd Nössler, Gründer der Bürgerinitiative Wyhl; Kurt Schmidt, Betreuer des Archivs der Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen; Marie-Reine Haug und Raymond Schirmer, die sich bei der Besetzung des Bauplatzes für das Bleichemiewerk Marckolsheim kennenlernten; Axel Mayer, Geschäftsführer BUND Südlicher Oberrhein; Franz Untersteller, Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg und Winfried Kretschmann, Ministerpräsident Baden-Württemberg.