Wo Sibirien endet

Wo Sibirien endet

Im Osten Sibiriens, 10.000 Kilometer von Moskau entfernt, leben die Tschuktschen. Die Ureinwohner dieser Region ziehen mit ihren Rentieren durch die Tundra. Während des eiskalten Polarwinters leben sie ebenso wie im kurzen Sommer in ihren traditionellen Rundzelten, den Jarangas, und gehen an den Küsten auf Jagd nach Walen, Robben und Walrössern. Selbstverständlich ist das heutzutage nicht. Denn als die Oktoberrevolution nach Tschukotka kam und das Gebiet in nächster Nähe zu Alaska für die Russen aus strategischen Gründen wichtig wurde, verstaatlichte man auch die Herden der Nomaden sowie den Grund und Boden am Ende der Welt. Aus Familienclans wurden Brigaden, aus Jägern Planerfüller des Volkes. Plötzlich bestimmten fremde Maßstäbe ihr Leben. Ihre Kinder wurden weit weg von der Tundra in Internatsschulen geschickt. Dort gewöhnten sie sich an die Annehmlichkeiten der Zivilisation wie feste Häuser, warmes Wasser und geheizte Räume auch bei minus 40 Grad. Manche kehrten danach nicht mehr in die Tundra zurück. Doch als mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Wegfall hoher Polarzulagen immer mehr Russen in ihr Mutterland zurückkehrten, besannen sich die Tschuktschen wieder auf ihre eigenen Kräfte. Auch junge Leute leben heute wieder in der Tundra mit den Rentieren, nähen Kleidung für den Winter, legen Vorräte an und gehen wieder auf die Jagd nach Walen und Robben.

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