Wir sind Volkswagen

Wir sind Volkswagen

'Wir sind Volkswagen', sagt Thomas stolz zu Beginn der Autokrise. Er ist Werkzeugmacher und arbeitet in der Entwicklungsabteilung von VW. Thomas ist bereits in der dritten Generation seiner Familie Arbeiter bei VW und inzwischen seit 34 Jahren dabei. Sein ganzes Arbeitsleben dreht sich um VW. Hier machte er seine Ausbildung, engagiert sich in der Gewerkschaft und erwarb Belegschaftsaktien, wann immer es ging. So konnte er sich den Traum vom Eigenheim erfüllen. Immer galt für ihn Volkswagen als der beste Arbeitgeber der Welt. Ein Jahr später, Mitte 2010, ist er da nicht mehr ganz so sicher. Christian ist Leiharbeiter und mit seinen 23 Jahren weniger als halb so alt wie Thomas. Sein Vertrag mit einer Zeitarbeitsfirma läuft alle drei Monate aus. Wenn dieser dann nicht verlängert wird, ist er arbeitslos. Die ständige Unsicherheit verdrängen er und seine Freundin. Ihr Prinzip heißt Hoffnung. Jeden Tag rechnet Christian mit einer Festanstellung. Der Konzern braucht gute Arbeiter, da ist er sich sicher. Die beiden haben für sich und die kleine Tochter große Pläne: Der Prospekt von der Traumvilla liegt schon auf dem Couchtisch, dafür ist der Leiharbeiter auch besonders fleißig und zu jeder Sonderschicht bereit, zur Not auch, wenn er krank ist. Doch alle paar Wochen kommt das große Zittern wieder. Geht es weiter? Braucht man die Leiharbeiter noch oder müssen sie als Erste gehen? Katy, die Vertrauensfrau der Kollegen, sieht die Entwicklung kritisch. 'Wir sind Volkswagen', würde sie nicht sagen. Ein Job bei VW war das, was die gelernte Gärtnerin bekommen konnte, als sie nach gescheiterter Ehe zwei Kinder allein großziehen musste. Schichtarbeit ist harte Arbeit. Für ihr Geld schleift sie im gleißenden Neonlicht die Lackfehler der Karosserien weg. Im Krisenjahr sieht Katy, wie der Druck auf die Arbeiter zunimmt. Alles soll schneller und effizienter ablaufen. Katy und Thomas sind ein Paar. Inzwischen überlegen sie, ob sie zusammenziehen wollen, obwohl sie nicht immer ganz einig sind - nicht nur in Bezug auf den Arbeitgeber.

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