'Wir lassen uns nicht unterkriegen!'

'Wir lassen uns nicht unterkriegen!'

GesellschaftsreportageD  

Früh aufstehen, zur Arbeit gehen, eben einen Job haben - das wünscht sich Petra Haubold auch in diesem Jahr wieder zu Weihnachten. Doch danach sieht es nicht aus. Ganz früher stand die 56-Jährige im Zschopauer Motorradwerk am Fließband. Heute würde sie gern als Verkäuferin arbeiten, aber in Zschopau wird das nichts. Nun ist es wieder Advent und in die Freude über das Leuchten der Kerzen mischt sich die Sehnsucht nach einem 'normalen' Leben und finanzieller Unabhängigkeit. Der Konjunkturaufschwung kommt für die Langzeitarbeitslosen im Osten zu spät. Wer nach der Wende nichts mehr fand, heute auf die 60 zugeht, der kann sich nur noch mit einem Leben in der Sozialhilfe arrangieren. Das gehe, sei aber ein täglicher Kampf, so Petra Haubold. Ihr Lichtblick sind die fröhlichen Momente mit ihren 'Kollegen' von der Lebensmittelausgabe beim 'Brotkorb'. Wenn Gisela, Christine und Rüdiger beim Kaffee zusammensitzen und sich gegenseitig Mut machen, dann lacht auch Petra Haubold und sagt: 'Wir lassen uns doch nicht unterkriegen!' Und dann geht's zurück an die Arbeit. Ehrenamtlich. Ein Advent, der nichts kosten darf. Wie geht das? Werden die Weihnachtsgeschenke für die erwachsenen Kinder vom Munde abgespart? Wenn die Heizung kalt bleiben muss, woher kommt dann die Wärme in den Herzen? Einen gemeinsamen Ausflug auf den Weihnachtsmarkt zu machen, das ist schon finanzieller Luxus für Petra, Gisela, Christine und Rüdiger. Die besinnliche Adventsstimmung genießen ist das eine - das andere, dass ihnen im Advent ihre aussichtslose Lage besonders bewusst wird. Dennoch, sie versuchen immer wieder, ihrem Leben Gutes abzugewinnen. Und so liegen nicht nur für Petra Haubold Freude und Wehmut im Advent ganz dicht beieinander.

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