Werner Schunk - Vom Schlosser zum Gehirnforscher

Werner Schunk - Vom Schlosser zum Gehirnforscher

Sein Name fällt immer wieder, wenn es um den Medizin-Nobelpreis geht, in den USA ist er mehrfach zum Wissenschaftler des Jahres gekürt worden, und gerade erst wurde ihm die Ehrendoktorwürde der University of Cambridge verliehen. Neuerdings zeigen die technischen Fachrichtungen und die Industrie großes Interesse an seiner Arbeit, denn der Wissenschaftler weiß, unter welchen Bedingungen das Gehirn in der Lage ist, Kreatives und Innovatives hervorzubringen. Das Verrückte ist: Werner Schunk behandelt nach wie vor seine schwerkranken Patienten in der heimischen Praxis in Gotha.

Dabei deutete am Anfang seines Berufslebens nichts darauf hin, dass der Thüringer eines Tages zu den 100 besten Wissenschaftlern der Welt gekürt wird. Trotz herausstechender schulischer Leistungen ging er nicht auf die Oberschule. In der DDR der 1950er Jahre sollten vor allem Arbeiter - und Bauernkinder zu Akademikern aufsteigen, Werners Vater war aber Angestellter. So absolvierte er zunächst eine Handwerkslehre. Als Schlosser reparierte er in seiner Heimatstadt Gotha Straßenbahnen. Die schwere und schmutzige Arbeit qualifizierte ihn für die Arbeiter - und Bauernfakultät in Halle. In nur einem Jahr absolvierte er den Lernstoff, auf Russisch.

Nach seinem ausgezeichneten Abitur wurde ihm nahegelegt, in der Sowjetunion Atomphysiker zu werden. Er lehnte ab mit der Begründung, er wolle mit und für Menschen arbeiten und deshalb viel lieber Arzt werden. Er studierte, gründete eine Familie und wurde dann der jüngste Professor in der DDR. Neben seinem Alltag als Arzt und Hochschullehrer erforscht er seit vier Jahrzehnten das Gehirn. Werner Schunk ist einer der Pioniere auf dem Gebiet des Hirnstoffwechsels. Trotz einfachster technischer Bedingungen gelangen ihm bahnbrechende Erkenntnisse, die ihm Gastprofessuren u.a. an der Universität Erlangen, am Curie-Institut in Paris, an der Universität Neu Delhi und am Nobel-Institut einbrachten. Trotz verlockender Angebote im Westen, die ihm exzellente Forschungsbedingungen, grenzenloses Reisen und viel Geld gebracht hätten, kehrte er immer wieder zu seiner kleinen Familie nach Gotha zurück. Hier lebt er bis heute - immer noch im Dienst für seine Patienten - als besonderer Zeitgenosse und bescheidenes Genie.

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