Wer krank ist, hat selbst Schuld!

Wer krank ist, hat selbst Schuld!

GesundheitsreportageD  

Wir leben immer länger - und immer länger gesund und aktiv. Wer etwas auf sich hält, läuft Marathon, isst Bio-Kost, trinkt stilles Wasser und geht regelmäßig zur Vorsorge. Die Raucher sind aus den Kneipen verbannt, und regelmäßiger Sport ist zum Glaubensbekenntnis erhoben. Die richtige Ernährung ist zum Mantra eines jeden Fernsehkochs geworden. So bleiben wir fit und vor allem produktiv bis ins hohe Alter. Wer krank ist, hat selbst Schuld! Gern ist man gewillt, das zu glauben, bis uns selbst das Schicksal trifft: Krebs, Rheuma, Herz- und Kreislaufprobleme. Trotz aller medizinischen Fortschritte können wir Tod und Krankheit nicht verhindern, nur hinauszögern. Die Allmachtsfantasien der Medizin wiegen in der falschen Sicherheit: Wenn wir nur wollen, gesund leben und Vorsorge praktizieren - dann leben wir (fast) ewig. Doch es kommt im Leben eines jeden Menschen die Erfahrung, dass Leiden, Krankheit und Gebrechlichkeit auch uns einholen und nicht nur das Problem der anderen sind. Aber wer krank ist, muss sich inzwischen vor den Gesunden rechtfertigen - eben nicht genug getan, nicht rechtzeitig zur Vorsorge gegangen zu sein. Die „Diktatur der Gesundheit“ hat uns den Blick genommen, dass sich eine Krebskrankheit wenig um die „Schlank und Fit-Programme“ der Krankenkassen kümmert. Gesundheit bleibt auch ein Geschenk, das nicht immer gerecht verteilt ist. Wie können wir wieder lernen, das rechte Maß zu finden und begreifen, dass Leben immer auch Endlichkeit bedeutet - dass Leid und Krankheit, dass Alter und Gebrechlichkeit zum Leben dazu gehören? Über die „Diktatur der Gesundheit“, über Endlichkeit und unser aller Gesundheitswahn unterhält sich Meinhard Schmidt-Degenhard mit dem Mediziner und Humanisten Dietrich Grönemeyer.

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