Wenn Italiener von Alaska träumen

Wenn Italiener von Alaska träumen

Italien liegt wirtschaftlich am Boden. Die Utopie, von der die Filmemacherin Alessandra Celesia erzählt, ist so schwindelerregend wie absurd: Fünf Italienerinnen und Italiener lassen alles stehen und liegen, um in dem abgelegensten Ort der Welt, in Alaska, nach Arbeit zu suchen. Ihre dantische Reise hat etwas von einer Fabel und erzeugt echtes Mitgefühl mit diesen verzweifelten Menschen, denen nur allzu bewusst ist, dass sie diese Chance nicht verstreichen lassen dürfen. In der von der Wirtschaftskrise gebeutelten Stadt Turin lassen sich ein paar gescheiterte Glücksritter auf ein verlockendes Angebot ein. Von der ehemaligen Drogenabhängigen, der man ihre einzige Tochter genommen hat, bis zu dem Pärchen, das nach dem Verlust seines Sohnes irgendwo ein neues Leben aufbauen will, porträtiert Alessandra Celesias auf einfühlsame Weise sehr unterschiedliche Protagonisten, die alle an einem Scheideweg ihres Lebens stehen. Der komplett tätowierte ehemalige Afghanistansoldat, die Schauspielerin Camilla, die auf der Bühne am liebsten Marlene Dietrich spielt, und der Transvestit Dario - es ist kein Zufall, dass fast alle Figuren des Films verschiedene Identitäten in einem Körper vereinen. Das Angebot, die Heimat zu verlassen, trifft auf den fruchtbaren Boden ihrer Träume, die für derartige Auswanderungsprojekte eine Grundvoraussetzung sind. Die Bewältigung der Realität in Yakutat, einer kleinen Ortschaft mit 662 Einwohnern, wird dadurch allerdings nicht einfacher. Analog zum Leben der Protagonisten kommt die ansonsten dynamische Handlung kurz nach der Landung in Alaska plötzlich zum Stillstand und gibt jeder der Figuren so Gelegenheit zu einer unerwarteten Innenschau. Denn das Schwierigste an ihrer Unternehmung ist nicht - wie sie erwartet hatten - die Begegnung mit der exotischen Ferne, sondern die kompromisslose Konfrontation mit sich selbst.

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