
Wenn ich Diktator bin
Es sind Hunderte Stunden Filmmaterial, die über Jahrzehnte auf Dachböden, in Kellern und auf Flohmärkten verstaubten. Bis Filmemacherin Yaël André sie in zehn Jahren mühevoller Kleinarbeit auswertete und damit die individuellen Geschichten und Erinnerungen fremder Menschen aus ihrem Dornröschenschlaf weckt. Sie entwirft einen Erzählstrang, an dem sie diese Amateurfilme und eigene Aufnahmen aufreiht. Für sie sind die Filmausschnitte Teil eines kollektiven Gedächtnisses, dem sie Leben einhauchen will. 'Was wäre, wenn am anderen Ende des Universums in jeder Sekunde andere Welten entstünden, die andere Möglichkeiten unserer Leben beherbergten? Wie würden all diese Leben aussehen, die wir nicht gelebt haben? Als Abenteurerin, Psychopathin, Vorzeige-Mutter, Hauptbuchhalterin, Unsichtbare?', so beschreibt Yaël André ihren Antrieb. Letztlich verfolgt der Film das Ziel, eine spielerische Grenze zwischen Fantasie und Realität zu ziehen, also zwischen den Spuren der Vergangenheit und der Vorstellung, die wir davon haben, zwischen dem, was wir uns ständig erträumen, und dem, was 'wirklich' wäre, wenn ... Vor diesem fantastisch-imaginären Hintergrund - gegliedert in Kapitel, die den jeweiligen parallelen Welten entsprechen - erzählt der Film wie nebenbei die Geschichte von Georges: seine erste Begegnung mit der Filmemacherin, seinen Wahnsinn und sein mutmaßliches Schicksal in einer anderen Welt. Denn was den Film im Innersten bewegt, ist Abschied und Trauer: Wie geht diese verborgene Arbeit vonstatten?