Weiterleben, aber wie?

Weiterleben, aber wie?

Nadine ist elf Jahre alt, als ihr zukünftiger Stiefvater ihren Körper zum ersten Mal mit sexueller Gier berührt. Sie ist schockiert, außer sich, weint und erzählt es erst ihrer Tante, dann ihrer Mutter. Aber die Mutter glaubt ihr nicht. Sie glaubt den Erzählungen des Mannes, den sie später heiraten wird. Glaubt ihm, dass die Berührungen nur beim Toben passiert sind. Danach erzählt Nadine nichts mehr. Niemandem. Zehn Jahre lang spricht sie nicht darüber, dass ihr Stiefvater sie mit knapp dreizehn Jahren entjungfert hat und sie ab diesem Zeitpunkt regelmäßig vergewaltigt. Wenn die Mutter zur Schichtarbeit geht, kriecht der Mann zu Nadine ins Bett. Keiner merkt etwas davon - oder will es nicht bemerken. Die wenigen Hinweise werden ignoriert.Noch im März 2005 geht das so. Bis der Stiefvater von sich aus anfängt zu reden: Er prahlt mit der angeblichen Liebesbeziehung zu seiner Stieftochter. Er ist sich sicher, dass seine Einschüchterungsversuche ewig halten. Dass niemand Nadine glauben würde, wenn sie es jahrelange sexuelle Gewalt nennt. Doch Nadine - unterstützt von ihrer Tante - zeigt ihn an. Und zum ersten Mal glaubt man ihr. Der Richter verurteilt den Stiefvater zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft ohne Bewährung.Mareen ist sieben Jahre alt, als der Freund ihrer Eltern anfängt, sie sexuell zu missbrauchen. Immer wenn er die Eltern abends besucht, schleicht er sich unter dem Vorwand, die Toilette aufzusuchen, ins Kinderzimmer des kleinen Mädchens und vergeht sich an dem Kind. Die Eltern sitzen indes vor dem Fernseher und ignorieren das Fernbleiben des Saufkumpanen. Jahrelang geht das so. Erst mit 15, als Mareen im Jugendheim wohnt, spricht sie zum ersten Mal über den Missbrauch. Sie holt sich psychologische Hilfe bei MISS, einer Beratungsstelle für Opfer sexueller Gewalt auf der Insel Rügen. Mit 17 zeigt sie den Kinderschänder an. Mareen ist schockiert, als der Täter den Gerichtssaal in Begleitung ihrer eigenen Eltern betritt. Sie halten zum Täter, nicht zu ihrer Tochter.

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