Weinprobe
Bordeaux-Weine gelten bis heute als die Aristokraten unter den Weinen. Die Großzügigkeit der dortigen Weingüter, die Noblesse ihrer Besitzer und die einzigartige Qualität der Weine haben dem Bordelais einen Ruf mit fast schon mythischer Kraft beschert. Sagenhaft ist allerdings auch der Preis, der inzwischen für eine Flasche guten Bordeaux' bezahlt werden muss. Für die Freunde großer Rotweine bleibt es also meist beim Träumen. 'Weinprobe' reiste mit der Kölner Sommelière Christina Fischer zu einigen Top-Gütern der Region und hat eine Entdeckung gemacht, die bislang eher den Kennern des Bordelais vorbehalten blieb: die Unterscheidung der dortigen Weinmacher zwischen Erst- und so genannten Zweitweinen. Auch die Zweitweine tragen die Namen der Bordelaiser Châteaux' im Titel; sie sind jedoch meist sehr viel preiswerter als ihre 'großen Brüder', die Erstweine. Dabei gab es Zweitweine eigentlich schon immer, aber erst in den letzten zehn bis 15 Jahren wurden sie richtig populär. Zweitweine werden inzwischen offensiv als 'Botschafter des Großen Weins' vermarktet - so zumindest erläutert Prinz Robert de Luxembourg, Generaldirektor von Chateau Haut-Brion, die Strategie seines Hauses. Nicht von ungefähr tragen Zweitweine gerne sprechende Namen wie beispielsweise 'Esprit de Chevalier' (von der Domaine de Chevalier) oder 'Reflets de Cissac' (von Château Cissac). Was aber unterscheidet beide Weine - außer der Preis -, wenn das Credo ihrer Macher heißt, dass man auch im Zweitwein 'die Handschrift der Bordeaux-Legenden' reflektieren oder zumindest wieder finden müsse? Bordelaiser Winzer und ein Weinhändler stellen sich Christina Fischers Fragen zum Thema Zweitwein. Auf Château Cissac werden wir Zeuge eines magischen Moments, sozusagen der 'Geburt' eines Erst- und eines Zweitweins durch die Verkostung und das - 'Assemblage' genannte Verfahren - Vermischen verschiedener Weine zu einem Erst- und einem Zweitwein.