Was ist Zeit? - Das ewige Rätsel
Jahrtausendelang lebten unsere Vorfahren im Einklang mit den Zyklen der Natur. Ihr Tagesablauf wurde vom Wechsel der Jahreszeiten und dem verfügbaren Sonnenlicht bestimmt. Doch schon früh versuchten Menschen, die Zeit zu ordnen. Im Observatorium von Taosi, in der chinesischen Provinz Shanxi, maß man vor mehr als 4.000 Jahren das Jahr durch Beobachtung des Sonnenaufgangs zwischen fächerförmig aufgestellten Stelen. Der Mönch Dionysius Exiguus legte im 5. Jahrhundert nach Christus mit Hilfe unzähliger Chroniken und Berechnungen die Grundlage für unsere moderne Zeitrechnung. Während sein Zeitgenosse Benedikt von Nursia in der Abtei Montecassino den Tagesablauf rund um die zu einem festen Zeitpunkt stattfindenden Gebetszeiten organisierte, worauf unser heutiger Tagesablauf beruht. Die endgültige Abkehr von der Naturzeit aber bildete die Erfindung der mechanischen Uhr. Im 13. Jahrhundert hatten die ersten Uhren nur einen Stundenzeiger. Die Entwicklung schritt bis zu den heutigen Atomuhren immer weiter voran, doch auch mit den genauesten Uhren lässt sich die jedem Menschen eigene, gefühlte Zeit nicht messen. Denn das menschliche Zeitempfinden ist äußeren wie inneren Einflüssen unterworfen. Bei Fieber tickt unsere innere Uhr schneller, deshalb kommt uns die real vergehende Zeit sehr viel länger vor. Und auch das Alter unseres Planeten lässt sich nicht mit Uhren bestimmen. Jahrhundertelang schätzte man es viel zu niedrig ein. Erst mit der Mondlandung in den 1960er Jahren konnte es auf 4,5 Milliarden Jahre bestimmt werden. Einmal mehr wird dadurch deutlich: Zeit ist relativ.