Warten auf den Prinzen?

Warten auf den Prinzen?

Die Turmglocken - gestohlen. Das Dach - marode. Die Innenräume - feucht, schimmlig, ein Jammerbild. Tatorte: Schloss Reinhardsbrunn und das Jagdschloss Hummelshain. Schon lange stehen sie in den Negativ-Schlagzeilen. Beide sind imposante Zeugnisse herzoglicher Baukunst des 19. Jahrhunderts. Ihr kulturhistorischer Wert steht außer Zweifel. Trotzdem wurden beide Schlösser an Privatleute verkauft. Nicht in den wirren Nachwendejahren, sondern weitaus später. Beide verfallen, weil ihre Besitzer seit dem Kauf nichts oder nur das Allernötigste getan haben.

Dabei, das zeigen die Recherchen von "Exakt - Die Story", hätten in beiden Fällen Kommunen oder das Land anders entscheiden können. Es gab ein Vorkaufsrecht. Beide Objekte hätten aufgrund ihrer Bedeutung in die Obhut der landeseigenen "Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten" kommen können. Warum nicht? Warum gerieten beide Schlösser in die Hände von Menschen, deren Leumund aus heutiger Sicht fragwürdig ist? Betrugsvorwürfe stehen im Raum, und in beiden Fällen hat inzwischen der Staatsanwalt die Besitzer im Visier. Warum wurden öffentlich zugängliche Informationen über die Käufer ignoriert, blieben kritische Nachfragen aus?

Anstelle der einst verkündeten, teils astronomischen hohen Investitionen für Luxushotels oder Denkfabriken, tröpfeln nun öffentliche Gelder in die Objekte, zur Notsicherung. Die Zuwendungen gibt es nur, weil sich Bürger ehrenamtlich hartnäckig für "ihre" Schlösser engagieren. Sie zwangen die Politik, sich wieder für die Schlösser zu "interessieren". Im Namen der Landesregierung hat die Ministerpräsidentin sogar mit Enteignung gedroht. Aber wie soll es weitergehen?

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