
Wahnsinn '89
Der 9. November 1989 ist einer jener Tage im vergangenen Jahrhundert, der für viele Menschen noch so gegenwärtig ist, dass sie sich erinnern können, an welchem Ort sie sich befanden, als sie von den aufregenden Ereignissen in Berlin erfuhren. Vor 25 Jahren fiel die Mauer, und das ist nun andererseits auch schon so lange her, dass inzwischen eine ganze Generation nicht mehr die Zeit erlebte, in der Deutschland durch Beton, Stacheldraht und Todesstreifen geteilt, Europa durch den "Eisernen Vorhang" in gegnerische Blöcke gespalten war. Mit wachsendem Abstand fällt es immer schwerer zu ermessen, was es für einen Teil der Deutschen hieß, in der Diktatur zu leben, sich schließlich gegen sie aufzulehnen, in der Angst, dass die Lage außer Kontrolle geraten und in Blutvergießen enden könnte. Und dann der Mauerfall selbst, der friedliche Ausgang der Revolution, der Anfang vom Ende der Teilung. Wie erklärt man es der Generation 1 nach der Wendezeit? Viele sehen die Bilder, die inzwischen ein Vierteljahrhundert alt sind, mit Verwunderung, wollen verstehen, was damals vor sich ging. Aus dieser Haltung heraus soll der Film "Wahnsinn '89" Erfahrungen, Eindrücke und Empfindungen vermitteln. Eine junge Frau, die drei Jahre vor dem Mauerfall geboren wurde, macht sich auf den Weg, sucht bedeutende Schauplätze der Wende auf, interessiert sich für Schicksale, begegnet Menschen, die Besonderes erlebten. Die fragende Person ist nicht irgendjemand, sie hat einen außergewöhnlichen Bezug zum Thema. Josephin Busch ist im Musical "Hinterm Horizont" die Hauptdarstellerin, sie spielt seit der Welturaufführung 2011 das "Mädchen aus Ost-Berlin", für das Udo Lindenberg so geheimnisvoll schwärmte, dem er ein eigenes Epos widmete. Und Josephin fragt den Panikrocker, wie er die DDR, die Mauer, die Menschen, vor allem aber die Reise mit dem "Sonderzug nach Pankow" erlebte. Beide sind die Hauptprotagonisten der etwas anderen Rückschau auf das Wendejahr '89. Auf ihrer Erkundungsfahrt trifft Josephin Busch weitere Zeitzeugen, die von ihrer eigenen "Wende" berichten. Der Film zeigt einmal mehr, dass jede persönliche Erfahrung eine neue und überraschende Facette im Mosaik der großen Historie sein kann.