Wahlkampf, Machkampf, AfD
Die AfD - noch nie ist eine neue Partei in Deutschland so schnell gewachsen. Noch nie hat eine neue Partei das Land so polarisiert wie die AfD. Dabei hat sie innerhalb kürzester Zeit einen dramatischen Wandel von der Anti-Euro-Partei zur Protestpartei gegen das Establishment gemacht. Tabus brechen, Gräben ziehen, dafür ist die AfD bekannt. Sie nennt das Mut zur Wahrheit oder schlicht Realismus.
Seit dem Parteitag in Köln am 22. April hat die AfD ein Programm und ein neues Spitzenteam: Alice Weidel und Alexander Gauland. Sie sollen das breite Spektrum der unterschiedlichen Strömungen in der Partei repräsentieren: von wirtschaftsliberal bis konservativ-national. Die Zielmarke für die Bundestagswahl lautet 15 Prozent.
Doch in der Partei herrschen Flügelkämpfe, Machtkämpfe und immer haben sie mit der Reizfigur der Partei, dem thüringischen AfD-Landeschef Björn Höcke zu tun. Parteichefin Frauke Petry wollte ihn aus der Partei werfen, Spitzenmann Gauland will ihn behalten, seine Kollegin Alice Weidel wollte ihn erst loswerden und dann doch behalten. Was nun?
Die Autoren Wolfgang Minder und Rainer Fromm schildern die Entwicklung der Partei in den letzten Monaten und fragen nach der Glaubwürdigkeit ihres Programms und ihres Anspruchs, eine Partei gegen das Establishment zu sein. Es ist eine Geschichte voller Widersprüche und ungelöster Konflikte. Eine Geschichte von ernüchterten Mitstreitern, Streit an der Basis und im Vorstand, Prinzipientreue und Machtspielen. Ist die Partei, die so anders sein will, am Ende doch nur eine ganze normale Partei?