Von Bayern nach Nepal: Ein Ärzteteam im Einsatz
Schweißperlen bilden sich auf der Stirn des Orthopäden Jörg Hausdorf. "Ich finde dieses Ding nicht", sagt er und blickt mit seiner Stirnlampe in die offene Wunde vor ihm. Mit Assistenzärzten und unter höchsten hygienischen Standards wäre diese Situation für den erfahrenen Arzt kein Problem. Doch Jörg Hausdorf steht nicht wie sonst in einer Münchner Klinik. Diesen Eingriff nimmt er umgeben von vielen interessierten Zuschauern in einem unhygienischen Klinikraum im nepalesischen Hinterland vor. "Man muss sich natürlich dort viel mehr auf die Hände, auf die Sinne sozusagen verlassen", sagt der. Dabei waren Operationen hier eigentlich nicht geplant. Aber bei Ärztecamps in Entwicklungsländern wissen die Ärzte nie, was genau sie erwarten wird.
Der Orthopäde ist Teil eines kleinen Teams aus Bayern, das im Februar 2024 zu einer humanitären Mission nach Nepal aufbricht. Mit dabei sind auch Physiotherapeuten, ein Allgemeinarzt, eine Kinderärztin und ein 50 kg schwerer Koffer voller Brillen.
Organisiert wird der Einsatz vom Verein "Ärztecamp International" aus Germering unter der Leitung von Dorothea Licht. Seit Jahren versammeln sie und ihr Team Mediziner aus Deutschland und planen kleine Einsätze auf der ganzen Welt, um dort Hilfe zu ermöglichen, wo die gesundheitliche Versorgung unzureichend ist. Dem Verein ist es wichtig, nachhaltige Beziehungen vor Ort aufzubauen und langfristige Kooperationen zu ermöglichen. Doch in Nepal sind sie alle zum ersten Mal. "Im Moment wird es in Nepal noch eine Überraschung sein, weil ich auch nicht weiß, wie die Klinik oder Health Station ausgerichtet ist. Aber das gehört zum Ärztecamp dazu. Dass wir mit Überraschungen leben und auch umgehen können", sagt Dorothea Licht lachend.
Denn wenn eins sicher ist, dann dass bei solchen Einsätzen immer alles möglich ist und von allen eine gehörige Portion Improvisationstalent gefordert ist. Ein Team von Kontrovers-Die Story hat tagelang mit der Kamera die erste ehrenamtliche Mission des "Ärztecamps International" in Nepal begleitet. In den Tälern zwischen den höchsten Bergen der Welt haben viele Menschen seit Jahren keinen Arzt gesehen. Viele von ihnen nehmen einen stundenlangen, beschwerlichen Weg zur Health Station auf sich, um ihr zum Teil jahrelanges Leiden untersuchen zu lassen. Und mit der Hoffnung auf Heilung. Doch ist das Ärztecamp für alle auftretenden Fälle angemessen ausgestattet? Und am wichtigsten: wird es dem Ärztecamp gelingen, den Grundstein für eine langfristige Kooperation zu legen?
Autoren: Erik Häußler und Robin Köhler
Redaktion: Despina Grammatikopulu
Leitung: Brigit Kappel