Vom Strohlager zum Luxus-Hostel - Erfolgsstory Jugendherberge

Vom Strohlager zum Luxus-Hostel - Erfolgsstory Jugendherberge

Jugendherbergen sind heute moderne Tourismusbetriebe. Sie bieten Bogenschießen oder Kanufahrten für Schulklassen und Familien. Die Herbergen müssen sich behaupten gegen die preiswerte Konkurrenz und ein angestaubtes Image.

Vor mehr als hundert Jahren hatte ein Sauerländer Lehrer die zündende Idee: Im August 1909 wanderte Richard Schirrmann mit Schülern durch das Sauerland. Sie kamen in ein Gewitter und fanden nur mit Glück einen Unterschlupf. Schirrmann kam der Gedanke, Übernachtungsmöglichkeiten für junge Wanderer einzurichten. Er fand schnell Mitstreiter und gründete das Deutsche Jugendherbergswerk . Sein Konzept überlebte das Dritte Reich und hat sich bis heute gehalten.

Es entstanden zunächst provisorische Herbergen in Schulen oder Scheunen. 1914 gab es bereits 530 Jugendherbergen in Deutschland. Nach den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges wurde die Grundidee um den Gedanken der Völkerverständigung erweitert. 1932 wurde die International Youth Hostel Federation in Amsterdam gegründet, die heute etwa 4.000 Häuser in 90 Ländern umfasst.

Die Nationalsozialisten setzten 1933 Schirrmann als Präsidenten des DJH ab. Die Hitlerjugend übernahm die Organisation und nutzte sie für ihre Zwecke. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm Schirrmann sein Engagement sofort wieder auf und konnte die Alliierten von seiner Idee überzeugen.

Seitdem ist das DJH ständig darum bemüht, mit den gesellschaftlichen Entwicklungen mitzuhalten. In den 50er und 60er Jahren ging es darum, Reisen, Urlaub und Wandern auch pädagogisch sinnvoll zu gestalten. Die Mehrzahl der Gäste waren Schulklassen. Gleichzeitig brauchten die Häuser auch die Freizeitwanderer, um genügend Übernachtungen verbuchen zu können.

Doch das Reiseverhalten junger Urlauber hatte sich komplett verändert. Sie waren oft motorisiert, wollten Spaß haben und ihre Freizeit selber gestalten. Die Regeln in den Herbergen mussten gelockert werden, die großen Schlafsäle sollten verschwinden. In den 70er Jahren startete eine umfassende Modernisierung: kleinere Schlafräume, Familienzimmer, größere Häuser mit 90 bis 120 Betten. Es wurden mehr Duschen eingerichtet, das Essensangebot verbessert und das generelle Rauchverbot aufgehoben. Immer wieder wurde dabei auch diskutiert, wie man sich von der Hotellerie abgrenzt. Heute bestimmen komfortable Vierbett-Zimmer und eine breite Menüauswahl das Bild der modernen Jugendherberge. Die Herbergseltern sind zu Unternehmern geworden.

Die Dokumentation von Jörg Stolpe blickt zurück auf die Geschichte des DJH, in die Zeit, als Schlafsäle mit bis zu 16 Betten üblich waren, die Gäste beim Abwasch halfen und motorisierte Reisende unerwünscht waren. Der Film zeigt aber auch, wie sich die Jugendherbergsidee gewandelt hat, um bis heute erfolgreich zu sein.

Bewertung

0,0   0 Stimmen