Vom Politbüro ins Irrenhaus

Vom Politbüro ins Irrenhaus

Am 6. Januar 1986 wird ein Mann mit Blaulicht in die Psychiatrische Klinik Bernburg in der DDR eingeliefert. Man hat ihm Psychopharmaka verabreicht, um ihn ruhig zu stellen. Der völlig apathische Patient ist Prof. Herbert Häber, zwei Jahre zuvor noch als 54jähriger junger Mann von Honecker persönlich ins Politbüro gehievt. Der Westexperte gilt in Bonn als geschätzter - weil sachkundiger, undogmatischer und offener Gesprächspartner schreibt die FAZ damals. Nun ist Häber in Ungnade gefallen. Gut 18 Jahre später, im Mai 2004, wird Herbert Häber von der 40. Strafkammer des Landgerichts Berlin der Anstiftung zum dreifachen Mord für schuldig gesprochen. Er sei am Tod der letzten drei Maueropfer beteiligt, weil er 1985 dabei war, als das Politbüro einen Bericht über die NVA billigend zur Kenntnis genommen habe. Drei Stationen einer DDR-deutschen Karriere. Bis zu seiner Kaltstellung ist Häber der West-Fachmann für den Entspannungsprozess, zuständig für die diskrete Ebene der deutsch-deutschen Politik. Schon früh entwickelt er die Zielvorstellung einer deutschen Konföderation. Später versucht er durch politische Zugeständnisse, die Teilung erträglicher zu machen. Die nationalen Untertöne missfallen dem Kreml der Post-Breschnew-Ära. Der Annäherungsprozess wird brutal gestoppt. Honecker steckt seinen Westmann ins Irrenhaus. Führende Westpolitiker von Bahr über Weizsäcker, von Schäuble bis Wischnewski, von Leisler Kiep, Lafontaine, Koschnik bis zu Hans-Otto Bräutigam schildern ihre Geheimtreffen mit Häber - gespiegelt an den Darstellungen der östlichen Seite, die schildert, wie Häber durch Intrigen zum Bauernopfer gemacht wurde.

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