Vollendeter Klang - Das Holz der Bogenbauer

Vollendeter Klang - Das Holz der Bogenbauer

Jede Geige hat ihren ganz eigenen, unverwechselbaren Klang. Und das gilt auch für alle anderen Streichinstrumente. Nicht nur der Korpus des jeweiligen Instruments ist dafür verantwortlich - obwohl man das meinen könnte, wenn von der herausragenden Qualität einer "Stradivari" oder "Guarneri" geschwärmt wird. Auch der Geigenbogen, beziehungsweise dessen Beschaffenheit, hat einen wesentlichen Anteil am Klang des Instruments.

Wertvolle Materialien wie Perlmutt, Elfenbein, Gold, Silber, Ebenholz, Walfischknochen und Schildpatt wurden und werden dabei verarbeitet. Die Herstellung exklusiver Streichbögen ist immer noch echte Handwerkskunst, fast alle Arbeitsschritte werden in Handarbeit ausgeführt. Für die Stange wird seit mehr als 200 Jahren das brasilianische Fernambukholz verwendet.

Doch Bogenmacher wie Thomas Gerbeth aus Wien müssen für neue Bögen seit Jahren von ihren Lagerbeständen zehren, denn seit Fernambukholz - das auch "Pernambuco" oder "Pau Brasil" genannt wird - auf die CITES-Liste der bedrohten Arten gesetzt wurde, ist es fast unmöglich, legal an Nachschub zu kommen. Der Großteil der Spezies, die ausschließlich in der Mata Atlantica heimisch ist, wurde bereits ab dem 16. Jahrhundert von den Portugiesen abgeholzt und als rotes Färbemittel verwendet.

Auch durch die spätere Entdeckung von Anilin kam die Abholzung nicht zum Ende. Und selbst wenn Brasilholz schon lange nicht mehr an erster Stelle steht, sein einziges Habitat fällt bis heute dem Profitstreben einer globalisierten Wirtschaft zum Opfer. Vom Atlantischen Regenwald, der sich einst vom Amazonas bis nach Argentinien erstreckte, finden sich nur noch kleinste Fragmente.

Weltweit schlossen sich daher 250 Bogenmacher zu der internationalen Initiative IPCI zusammen, die den Fernambukbaum durch Wiederaufforstung retten soll. Mit unermüdlichem Einsatz gelang es IPCI, zahlreiche Widerstände zu überwinden und bis heute 250 000 Setzlinge auszupflanzen - nach vorsichtigen Schätzungen entspricht dies der zehnfachen Menge an Fernambukbäumen, die seit Beginn des modernen Bogenbaus im 18. Jahrhundert weltweit in den Werkstätten verarbeitet wurde.

Doch wie gedeihen die jungen Fernambukbäume? Im Oktober 2019 besucht eine Gruppe österreichischer und deutscher IPCI-Mitglieder erstmals die brasilianische Mata Atlantica, um das zu überprüfen.

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