Volkskrankheit Arbeitslosigkeit
In den 50er Jahren beschäftigte Peugeot im Stammwerk Sochaux bis zu 42.000 Mitarbeiter. Stadt- und Unternehmensentwicklung bedingten sich gegenseitig. Schulen, Verkehrsmittel, Geschäfte, Restaurants und sogar die Wohnungen für die zu Tausenden aus Nordafrika und Osteuropa angeheuerten Arbeiter waren auf Peugeot und seine Beschäftigten zugeschnitten. Wer eingestellt wurde, hatte ausgesorgt. Heute arbeiten im Werk von Sochaux noch 12.000 Beschäftigte. Aus den Kindern der einstigen Arbeiter sind Arbeitslose oder Zeitarbeiter geworden. Und direkt an den Fließbändern stehen nur noch 6.000 Arbeiter, von denen jeder Dritte befristet eingestellt wurde. Teilzeitarbeit, Kurzarbeit und prekäre Beschäftigungsverhältnisse halten die Arbeitssuchenden in einem ewigen Zyklus zwischen Beschäftigung und Arbeitslosigkeit gefangen. Von dieser diskriminierenden Form der Beschäftigung sind insbesondere Frauen, junge Arbeitssuchende, nicht qualifizierte und ältere Arbeitnehmer betroffen. Der Dokumentarfilm schildert die Lebensbedingungen dieser Arbeitnehmer zweiter Klasse, die von Unternehmensbossen, Gewerkschaftern und Jobmanagern im Stich gelassen werden, und schenkt zugleich Soziologen und Volkswirten Gehör. Sie zeigt Ursachen und Auswirkungen dieser Ausdünnung der Beschäftigung und legt die wirtschaftlichen Mechanismen bloß, die diese Entwicklung begünstigen. Welchen Stellenwert hat die Arbeit für diese enorme Anzahl von Kurzzeitarbeitslosen? Inwieweit bedienen sie die Interessen der Arbeitgeber in der vom Finanzkapitalismus regierten Wirtschaft? Welche Rolle spielt der Staat bei diesem sozialen Ausverkauf? Der Dokumentarfilm konfrontiert das Gefühl der Isolation der in prekären Beschäftigungsverhältnissen Lebenden mit dem Diskurs über die Freiheit der Unternehmer, das Unbehagen der Jobmanager mit den Zielvorgaben der Arbeitsagenturen und die besessene Arbeitssuche der Erwerbslosen mit dem Bild des ewig faulen Arbeitslosen. Seit langem schon scheint die Arbeitslosigkeit für die Politik keine Priorität mehr zu haben.