Verrückt nach Wüste - Vom Tourismus in der Sahara
Für viele ist die Wüste ein trostloser Ort. Ein Ort, den nur die Wenigsten freiwillig aufsuchen. Die Wüste ist jedoch weder leblos noch leer. Wüsten sind vielfältige Lebensräume und beherbergen die unterschiedlichsten Bewohner - Menschen, Tiere und Pflanzen.
Zu Recht ist die Wüste für immer mehr Menschen daher kein trostloser, sondern ein höchst spannender Ort. Waren es früher vor allem Wissenschaftler, Forscher, Entdecker und Abenteurer, die es immer wieder dorthin zog, so erliegen heute ganz unterschiedliche Menschen ihrer Faszination. Es sind ganz "normale" Menschen, die beschließen, ihren Urlaub an einem Ort zu verbringen, der als wünschenswertes Erholungsziel früher undenkbar war. Statt komfortablen Hotels am Strand ist nun für eine wachsende Kundschaft das karge Lager auf hartem Wüstensand angesagt. Kein fließendes Wasser, keine Toilette, einfachste Mahlzeiten und stundenlange Märsche bzw. Fahrten - je nach Tour - durch eine menschenfeindliche Landschaft, das alles bei Temperaturen bei bis zu 50 Grad.
Was treibt die Menschen dazu, sich in ihrer wertvollen Urlaubszeit diesen Strapazen bewusst auszusetzen - und dafür noch viel Geld zu bezahlen? Und welche Konsequenzen für die Einheimischen hat der Wüsten-Boom? Droht den Wüsten der Welt vielleicht auch ein touristischer Ausverkauf, wie ihn zahlreiche beliebte Touristenziele schon erlebt haben?
Der Film will diesen Fragen auf den Grund gehen und begleitet ein Wüstentrekking in der marokkanischen Wüste, der Sahara. Veranstalter ist die kleine marokkanische Reiseagentur "Brothers Ahansal" aus Zagora, der Wüste Marokkos. Die Brüder Lahcen und Mohamad Ahansal, Organisatoren und Leiter der Reisen, stammen aus der Gegend, die sie den Touristen zeigen. Sie sind in und mit der Wüste großgeworden, kennen sie wie ihre Westentasche. Die Wüste ist ihre Heimat und sie lieben sie. Lahcen und Mohamad sind nicht nur lokale Berühmtheiten, sondern haben sich auch international einen Namen gemacht: Beide nehmen seit Jahren nicht nur regelmäßig an dem jährlich stattfindenden "Wüstenmarathon" teil, sie haben ihn mehrfach gewonnen. Mohamad viermal, Lahcen zehn Mal.
Die Reisegruppe besteht aus 26 Personen aus der Westpfalz und aus Luxemburg , meist Familien mit Kindern zwischen acht und 18 Jahren. Begleitet werden sie von Nomaden, die als Köche, Kameltreiber und Helfer fungieren. Zusammen mit den über 20 Kamelen bildet die Gruppe eine echte Karawane. Einige sind "verrückt nach Wüste", tragen diesen "Virus" schon seit längerem in sich, einige werden die Wüste zum ersten Mal entdecken. In ihrem Alltag arbeiten die Reisenden in ganz unterschiedlichen Bereichen: Sie sind Busfahrer, Lehrer, Mediziner, Bankangestellte etc.
Der Reiseveranstalter "Brothers Ahansal" bietet keinen Massentourismus an, aber die Trekkingteilnehmer bewegen sich zeitweise ganz in der Nähe von Touristenhochburgen, die der Film auch zeigen wird. Viele Pauschalreisen beinhalten eintägige Wüstentrips: Wüste "light". Die Touristenmassen hinterlassen ihre Spuren: Müll, Umweltverschmutzung. Längst gibt es große Hotels am Wüstenrand und sogar mitten in der Wüste.