Verraten und verkauft

Verraten und verkauft

Etwas Schlimmeres als vom eigenen Vater, der wichtigsten Bezugsperson ihres Lebens, an die Stasi verraten zu werden, konnte Manuela P. nicht passieren. Als Kind wurde sie von ihrer Mutter verstoßen, sie wuchs beim Vater in Calau nahe bei Cottbus auf. Der Vater war ihr Beschützer, ihr großer Held. Ihm vertraute sie blind. Sie ahnte nicht, dass er ein Doppelleben führte. Seit Manuela zwölf Jahre alt war, bespitzelte er seine Tochter und deren Freundeskreis. Jede Information, die ihm die Tochter im Vertrauen erzählte, gab er an die Stasi weiter. So wurden viele Fluchtversuche aus der DDR vereitelt. Die Freunde von Manuela wurden zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt, einer nahm sich deshalb sogar das Leben. Manuelas Vater hatte für den Verrat an seiner Tochter nur ein Motiv: Geld. Er bot sich der Stasi als Spitzel an, mal für 50, mal für 100 Mark. Manuela ahnte von alledem nichts. Eines Tages setzte sich der Vater in den Westen ab. Seine Tochter ließ er allein zurück. Jetzt musste Manuela für die Republikflucht ihres Vaters büßen. Sie wurde verhaftet und im berüchtigten Frauengefängnis Hoheneck bei Chemnitz inhaftiert. Hier wurde die junge Frau gefoltert. Sie ging durch die Hölle und wollte sich das Leben nehmen, so entsetzlich waren die Monate in Hoheneck für sie. Nach der Wende beantragte Manuela Einsicht in ihre Stasi-Akte und in die ihres Vaters. Da brach für sie eine Welt zusammen: Der über alles geliebte Vater hatte sie verraten und verkauft. Dass ihn seine Frau in der Not im Stich lassen würde, hätte sich auch Sebastian R. niemals vorstellen können. Viele Jahre lang genossen der erfolgreiche Banker und seine Frau ihr Leben in vollen Zügen: Sie buchten Segeltörns und Kreuzfahrten, fast die ganze Welt haben sie bereist. Doch dann kam alles anders: Bei Sebastian R. wurde eine schwere Krebserkrankung festgestellt. Er wurde operiert, bestrahlt und durchlief viele Chemotherapie-Zyklen. Zunächst schien die Therapie anzuschlagen, doch dann wurden Metastasen in der Lunge entdeckt. Sebastian R. schaute dem Tod ins Auge.

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