Venedig am Limit - Zwischen Schönheit und Tourismus

Venedig am Limit - Zwischen Schönheit und Tourismus

Wütende Reaktion in Venedig auf riesige Kreuzfahrtschiffe. Dreihundert Meter lange Zwölfstöcker schieben sich am Markusplatz vorbei. Hunderttausend Tagesgäste fluten Venedig. Die Wellen der Schiffe bedrohen das Fundament der Inselstadt: Bella Italia im Ausverkauf. Doch Venedig ist zu schön zum Sterben. Die Einwohner organisieren sich in Dutzenden Bürgerinitiativen. Denn es geht um das kulturelle Erbe. Wir sprechen mit Venezianern: Tommaso Cacciari, ein junger Unternehmer auf der Giudecca, ist sich sicher: "Die Schiffe kriegen wir hier weg. Denn wir wollen hier leben!". Dann zeigt er uns Beispiele für die katastrophalen Folgen. Durch den Ponte della Paglia vor dem Dogenpalast läuft ein tiefer Riss: "Die Fundamente rutschen weg." Die Selfie-Sticks recken sich in die Höhe, die Besucher fragen: Wo sind wir - in Verona, Padua oder Florenz? Die Fremdenbetreuerin Gaia Vianelli erzählt schmunzelnd, wie kürzlich Amerikaner auf dem Markusplatz spontan ein Rugby-Turnier abgehalten haben: "Für manche ist Venedig wie ein Spielplatz, der morgens öffnet und abends schließt." Doch schon ein paar Meter abseits der Rennbahn zwischen Accademia-Brücke und Dogenpalast beginnt das Venedig für die Entdecker. Wir spüren dem Inselgeheimnis nach, gehen mit Venezianern frühmorgens auf Bootstour: Venedig strahlt golden wie seit tausend Jahren, und auch wenn der Abend anbricht und die Gäste wie auf einen Schlag verschwinden, verlockt das Venedig der alten Familien, der Handwerker, Künstler und Liebhaber. Sie alle streiten heftig über die Frage: Wie retten wir unsere Stadt? Denn es gibt da ein großes Problem: Die Einwohnerzahl sinkt dramatisch, die Venezianer fliehen aus ihrer Stadt. Zu viele Menschen, zu teuer, nur noch Touristenshops: Venedig am Limit.

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