
Unschooling - wenn spielen Schule macht
Nalin, 10, spielt stundenlang mit seinen Plastikspielfiguren, musiziert und hilft einer benachbarten Bäuerin auf dem Feld. Dazwischen übt er sich am Computer in Englisch. Die elfjährige Olivia lernt Chinesisch, und ihre ältere Schwester Sara, 15, schreibt an einem Roman - das ist Alltag im Haus der Unschooler-Familie von Doris und Bruno Gantenbein. «Spielen ist Lernen», sagen die beiden. Die Schule, davon sind sie und andere Unschooler überzeugt, würde den natürlichen Prozess des Lernens im Leben eines Kindes nur stören.
«Unschooling» - so bezeichnet man ein vom Kind geleitetes Lernen im «normalen» Wohn- und Lebensumfeld. Es gibt keinen geplanten Unterricht oder bestimmte Zeiten am Tag, für die schulähnliche Aktivitäten vorgeschrieben sind. Themen werden dann behandelt, wenn das Interesse des Kindes es verlangt. Ein Mal pro Jahr müssen die Gantenbein-Kinder zu standardisierten Leistungstests antraben. Und obwohl sie noch nie ein Schulzimmer von innen gesehen haben, absolvieren Sara, Olivia und Nalin die Tests jeweils mit guten Ergebnissen und minimaler Vorbereitungszeit.
Reporterin Helen Arnet taucht ein in den Alltag einer Familie, in der alles Tun und Lassen der Eltern auf die Kinder ausgerichtet ist.