Ungleiche Genossen

Ungleiche Genossen

Vor etwas mehr als 25 Jahren, am 27. August 1987 wird der Presse in Ost und West ein Papier mit dem Titel: „Der Streit der Ideologien und die gemeinsame Sicherheit“ vorgestellt. Es ist ein historisches, zugleich hoch umstrittenes Dokument, verfasst von der Grundwertekommission der SPD und der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED. Es ist die erste (und einzige) schriftlich fixierte Annäherung von bundesdeutscher SPD und der DDR-Staatspartei SED. Mit dem sogenannten „Dialog-Papier“ verband sich die Absicht beider Seiten, vor dem Hintergrund der militärischen Aufrüstung in Ost und West bzw. dem Regierungswechsel in Bonn gegenseitige Positionen neu zu bestimmen. Noch gehen beide Seiten davon aus, dass Bundesrepublik und DDR sich auf einen langen Zeitraum einrichten, nebeneinander bestehen und miteinander auskommen müssen. Jedoch: Man billigt gegenseitig Reformfähigkeit zu und spricht vom Wettbewerb der Systeme. Sogar vom Streit der Ideologien ist die Rede. Es heißt: „Keine Feindbilder aufbauen…“ - das ist der Punkt, den viele DDR- Oppositionelle bis hinein in die Kirchen beim Wort nehmen und Demokratie und Menschenrechte im eigenen Land einfordern. Zwei Jahre später brechen der Staat DDR und seine Einheitspartei zusammen. Die Frage, warum Honecker und das SED-Politbüro diesem für sie mehr als heiklen Ideologie-Papier zugestimmt haben, wird bis heute in Ost und West kontrovers diskutiert. War alles nur politischer Poker im Umfeld des Honecker-Besuchs in Bonn, geschickter Schachzug eines SED-Reformflügels oder gar ein historisches Mißverständnis? In der spannenden Dokumentation sprechen u.a. Erhard Eppler, Rolf Reissig, Friedrich Schorlemmer und Markus Meckel über das gemeinsame Papier von SPD und SED und seine Folgen.

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