Ungenießbar - Lücken in der Lebensmittelkontrolle

Ungenießbar - Lücken in der Lebensmittelkontrolle

Seit Jahren gibt es Kritik am System der Lebensmittelüberwachung. Eigenkontrollen in Betrieben sind nicht immer zuverlässig, staatlichen Kontrollbehörden mangelt es an Personal. Die Folge: Nur knapp 42 Prozent der Lebensmittelbetriebe wurden 2018 kontrolliert.

Was läuft schief bei der Lebensmittelüberwachung? Dieser Frage gehen die "ZDFzoom"-Reporter Verena Rendel und Norman Laryea nach. Ihre Spurensuche beginnt in Hessen: Der Landkreis Waldeck-Frankenberg war im Herbst 2019 Schauplatz eines deutschlandweiten Skandals. Von hier aus wurde mit Listerien belastete Wurst- und Fleischware ausgeliefert. Der Tod von drei Menschen und 37 weitere Krankheitsfälle werden dazu derzeit untersucht. Über zwei Monate nach dem Skandal steht fest: Nicht nur das Unternehmen ist seinen Pflichten nicht nachgekommen, auch Behörden haben Fehler gemacht.

Wilke hätte planmäßig zwölf Mal im Jahr kontrolliert werden müssen. Durch einen Fehler wurde die Kontrollfrequenz aber auf ein dreimonatiges Kontrollintervall herabgesetzt. Martin Rücker, Geschäftsführer der Verbraucherorganisation "Foodwatch", kritisiert: "In der Summe sind alle Dinge schiefgelaufen, die schieflaufen können. Wir haben ganz grundlegende Schwächen und Gesetzeslücken im Lebensmittelrecht, und die müssen geschlossen werden."

Seit Jahren ein Problem: Den amtlichen Behörden mangelt es an Personal. "Foodwatch" kommt im Dezember 2019 in einer Untersuchung zu dem Schluss, dass jede dritte Kontrolle in Lebensmittelunternehmen aufgrund von Personalmangel ausfalle. Laut Angaben des Bundesverbandes der Lebensmittelkontrolleure gibt es bundesweit circa 2500 Lebensmittelkontrolleure, rund 1500 zusätzliche würden fehlen.

Nach dem Fall Wilke kündigte die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner (CDU), mehrere Initiativen an, appellierte an die Verantwortung der Länder. Außerdem arbeitet das Ministerium derzeit an der Umsetzung einer EU-Verordnung, die den Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung definiert. Experten und Kontrolleure sind von den Plänen der Politik bisher wenig begeistert. Aus dem Referentenentwurf von Mai 2019 geht hervor, dass die Kontrollfrequenzen teilweise gesenkt werden sollen. Das bedeutet: noch weniger Kontrollen, so Kritiker. Nun rudert das Ministerium mit einem neuen Entwurf zurück. Doch auch diese Pläne reichen Experten nicht aus. Wird sich die Lebensmittelüberwachung durch die aktuelle Politik wirklich verbessern?

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