Und wenn die Welt voll Teufel wär ...

Und wenn die Welt voll Teufel wär ...

Martin Luther ist der Star der protestantischen Kirche. Doch echte Spuren an den Wirkungsstätten des Reformators zu finden, ist schwierig. Eine filmische Reise anlässlich des Lutherjahrs 2017.

In elf Wochen übersetzte Martin Luther die Bibel, schuf die Grundlagen der modernen deutschen Sprache, kündigte Papst und Kaiser die Gefolgschaft auf, spaltete die Kirche und errichtete ein neues Wertesystem. Eine spannende Geschichte. Aber stimmt das so?

War es wirklich ganz allein Martin Luther, dem wir die Reformation zu verdanken haben? Und was von dem rebellischen Mönch, der die Heiligenverehrung der katholischen Kirche ablehnte, kann man heute noch sehen und anfassen?

In der Stadt Eisleben ist Martin Luther geboren und gestorben. Sein Geburtshaus kann man besichtigen - nur dass er da nicht geboren wurde, weil das ursprüngliche Haus abgerissen wurde. Als man später dachte, es wäre schön, eines zu haben, da baute man eben ein Neues. Und das Haus, in dem der Reformator starb, ebenfalls in Eisleben, steht zwar noch, aber zum Sterbehaus erklärt hat man ein anderes, nur ein paar Häuser weiter.

Das Zentrum von allem, was mit Luther zu tun hat, ist Wittenberg. In Wittenberg lebte und predigte der Reformator. Hier heiratete der Ex-Mönch Martin Luther die Ex-Nonne Katharina von Bora, gründete eine Familie, machte den Glauben weltlich und lud zu Tischgesprächen ein. In Wittenberg ist viel zu sehen: Luthermuseum, historische Kirchen, das wichtige Predigerseminar, dann noch die Stätten Melanchthons und Lucas Cranachs. In Wittenberg steht die Stadtkirche, in der der erste protestantische Gottesdienst stattfand, in der Luther seine Kinder taufen ließ, in der das erste Abendmahl gefeiert wurde, an dem die gesamte Gemeinde teilnahm.

Wegen Luther kamen schon immer viele Menschen nach Wittenberg, und im Reformationsjahr 2017 blickt alle Welt auf die Hauptstadt des Protestantismus. Doch die meisten -Touristen kommen inzwischen gar nicht mehr aus Deutschland, sondern aus Übersee, aus den USA oder Südkorea - und die verstehen gar nicht, warum der deutsche Protestantismus keinen heiligen Martin Luther will. Sie wollen die Orte sehen, an denen "ihr" Luther wirkte - und sie wollen davon ergriffen sein. Sie wollen Nähe spüren, ihren Glauben erfahren, und nicht nur historische Orte besuchen.

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