Überlebt - Warschau und das Erbe des Gettos

Überlebt - Warschau und das Erbe des Gettos

70 Jahre nach dem Ghettoaufstand und dessen Niederschlagung erinnert in Warschau auf den ersten Blick wenig an das, was sich hier ereignet hat. Ein Denkmal für die Ghettohelden, ein Denkmal am legendären Umschlagplatz: Viel mehr Zeugnisse für das Verbrechen an den Warschauer Juden gibt es nicht. Und bis heute ringt Polen um sein jüdisches Erbe: Die Rolle der Polen bei der Vernichtung allen jüdischen Lebens ist bis heute eines der dunkelsten Kapitel im Geschichtsbuch der neuen, polnischen Demokratie, und es harrt der Aufklärung. Zwar wird Ende 2013 in Warschau ein riesiges Museum für die Geschichte der polnischen Juden eröffnet, doch noch immer ringt das Land mit sich, was dort überhaupt ausgestellt werden soll. Und welchen Blick auf die Geschichte das Haus den Besuchern zeigen soll. Im Zentrum der Dokumentation 'Überlebt - Warschau und das Erbe des Ghettos' stehen drei Frauen aus drei Generationen, drei Warschauerinnen, die ihren Weg mit dem schweren Erbe der Stadt gehen - aufrecht und selbstbewusst. Krystyna Budnicka ist vor 80 Jahren als Jüdin in Warschau geboren. Wo ihr Elternhaus einmal stand, das weiß sie nicht mehr. Die Straße von damals gibt es nicht mehr, nichts erinnert mehr daran, dass Krystyna hier einmal mit ihrer Familie gelebt hat, mit Eltern, sechs Brüdern und einer Schwester. Sie alle waren im Warschauer Ghetto, zwei Brüder wurden schon vor dem Aufstand von den Deutschen in Treblinka ermordet. Die restliche Familie starb auf der Flucht durch die Warschauer Kanalisation. Krystyna hat als Einzige überlebt, von vielen Familienmitgliedern weiß sie bis heute nicht, wer sie ermordet hat. Die Deutschen, oder vielleicht auch Polen? Krystyna wurde nach der Flucht von katholischen Nonnen aufgenommen, bis zum Abitur hat sie in einem Waisenhaus gelebt. Sie ist zum Katholizismus konvertiert und konnte so auch die nächste Antisemitismuswelle im kommunistischen Polen 1968 überstehen. In Warschau sei ihr Platz auf der Welt, sagt Krystyna. Und: dass katholisch sein und jüdisch sich für sie nicht ausschließt.

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