Überall und Nirgendwo - Was morgen die Welt bewegt
Wir erleben gerade eine Zeitenwende, die vielleicht am ehesten mit der Erfindung des Automobils vor über einem Jahrhundert vergleichbar ist. Wie das Auto damals ungeahnte Freiheiten brachte, so eröffnet die moderne Kommunikation ungeahnte Möglichkeiten und völlig neue Welten.Handy, Smartphone, Notebook, iPad, - der moderne Mensch ist (fast) überall erreichbar und auf Knopfdruck mit der ganzen Welt verbunden. Die physische Mobilität weicht zunehmend der virtuellen, denn es ist mittlerweile egal, wo man sich auf der Welt befindet: - Geschäftsmeetings werden heute schon als Videokonferenzen abgehalten. Und morgen vielleicht funktioniert Fern-Kommunikation als Hologramm - Manager in Europa unterhalten ihr Sekretariat z.B. in Indien ('Frau Singh, Sind die Einladungen raus?
und dann lassen Sie Frau X bitte einen Blumenstrauß schicken').- Shoppen per Internet, längst Alltag in Deutschland. Selbst leicht verderbliche Waren können per Netz schnell und praktisch frei Haus geliefert werden. Mann/ Frau muss eigentlich nicht mehr vor die Tür. Salat frisch bei Amazon, bezahlen über Pay-Pal, kein Problem.- über Facebook kommuniziert mittlerweile eine ganze Generation. Der virtuelle Kontakt ersetzt mittlerweile das physische Treffen bei Cola oder Bier. Manch einer prahlt mit 356'Freunden', von denen er 351 noch nie gesehen hat.- in der Konsequenz ist auch Cyber-Sex keine Science-Fiction mehr. Immer mehr Paare, durch Kontinente voneinander getrennt, suchen und finden neue Wege, sich 'nah' zu sein... ganz ohne Hautkontakt.Die Auswirkungen auf das gesellschaftliche und soziale Zusammenleben sind noch nicht absehbar. Aber es gibt sie schon: Menschen, die fast nur noch vor dem Bildschirm sitzen. Die Welt wird zum Dorf, Entfernungen spielen keine Rolle mehr. Die Arbeitswelt verändert sich dramatisch: von Mitarbeitern wird erwartet überall online zu sein. Und das heißt: immer erreichbar, immer verfügbar! Feierabend? Von wegen! Der Chef in Bangkok, der Kunde in Sydney... irgendwo geht immer gerade die Sonne auf. Die Dokumentation'Überall und Nirgendwo - Was morgen die Welt bewegt' gibt Einblick in die vielschichtige Welt der modernen Mobilität. Und sie stellt uns Menschen vor, die in dieser neuen Welt zuhause sind oder es zumindest versuchen:- der Manager, der im Dienste der Telekommunikation um die Welt jettet, 200mal pro Jahr von Frankfurt nach New York. Immer auf Stammplatz 2A im Transatlantikjet. Rituale sind wichtig. Der immer gleich gepackte Koffer, das immer gleiche Hotelzimmer, Ersatz für das ferne Zuhause. Geschenke für die Kinder? Klar! Die Kleinen suchen ihre Mitbringsel selbst aus, via Papas Smartphone.- die Nonne, die schon lange nicht mehr über die Klostergrenzen hinausgekommen ist. Will sie auch gar nicht, denn aus ihrer sicheren Klause erobert sie die Welt, im Internet. Da ist ihr kein Ort fremd, keine Reise zu weit, kein Abenteuer zu gewagt.- das Paar, das eine Fernbeziehung leben muss. Er lebt in London, sie in Brüssel. Sie sehen sich selten und sie sind jung. So haben sie sich moderne Rituale geschaffen, das gemeinsame Bad zum Beispiel. Sie in Brüssel, er in London - und als erotische Brücke das Video-Telefon.- der Facebook-Junkie, der stolz mehrere Hundert Menschen 'Freunde' nennt, aber nur ein paar davon wirklich kennt. Kommuniziert wird nur noch übers Netz. Wer nicht online ist, hat Pech gehabt. Netzmobilität mit Suchtpotential. Virtualität ersetzt Realität.Wie schnell wird diese Welt sich noch drehen? Und wir uns mit ihr? Ist die neue virtuelle Mobilität Fluch oder Segen? Wo ist der moderne Mensch eigentlich zuhause, da wo sein Elternhaus steht, oder da, wo sein Notebook gerade Strom zieht? Oder ist das einfach unnötig, irgendwo zu Hause zu sein? Der Film'Überall und Nirgendwo - Was morgen die Welt bewegt' von Roland May sucht nach Antworten, gibt aber auch überraschende Einblicke in diese neue Welt.