Typisch! Der Scherenschleifer vom Alten Strom

Typisch! Der Scherenschleifer vom Alten Strom

Wer zu Günter Scarbarth will, darf keine Angst vor Enge haben: Zwischen zwei Hauswänden entlang, gerade einmal 70 Zentimeter breit, führt der Weg durch den Garten in seine winzige grün gestrichene Werkstatt am Alten Strom in Warnemünde eine der letzten Schleifereien in Norddeutschland. Eigentlich ist Scarbarth Schiffsingenieur, fuhr jahrzehntelang über die Meere. Doch nachdem ihm die Stasi sein Seefahrtsbuch wegnahm, musste er sich etwas Neues überlegen und machte seinen Jugendtraum wahr: eine eigene Schleifwerkstatt. Erst schliff er nur Skalpelle, die ihm seine Frau aus dem OP-Saal mitbrachte, dann kamen nach und nach Messer, Scheren, Sägeblätter und Rasenmähermesser dazu. Während er ohne Hektik die Klingen wieder scharf macht, nutzen die Kunden die Wartezeit im angrenzenden Garten bei einem Kaffee oder Likör für ein Gespräch mit der Frau des Hauses. Günther Scarbarth ist heute einer der Letzten seiner Zunft, sodass auch ganz besondere Schätze auf seiner Werkbank landen: Scheren aus der Kaiserzeit, Schlittschuhe einer Eisschnellläuferin und sogar ein gravierter Husarensäbel. Über das, was richtig alt ist, freut sich der Scherenschleifer besonders. Manchmal so sehr, dass er seinen Kunden die Raritäten abkauft.

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