Traum von Ungarn

Traum von Ungarn

Barbara Hannigan ist alles andere als eine konventionelle Orchesterchefin: Die kanadische Sängerin und Dirigentin präsentiert klassische Musik weitab vom Klischee des Maestros mit Frack und Fliege. Die vielseitige und talentierte Künstlerin hat sich zum Ziel gesetzt, ihren guten Ruf in den Dienst besonders anspruchsvoller Musikrepertoires zu stellen. Für das Konzert "Rêve de Hongrie", zu Deutsch "Traum von Ungarn", führt sie das französische Rundfunkorchester Orchestre Philharmonique de Radio France durch die ungarische Musik des 20. Jahrhunderts. Dabei brilliert sie als Dirigentin ebenso wie als Sängerin. Das Programm entspricht dem facettenreichen Wesen der Dirigentin: Es beginnt mit dem mitreißenden Ungestüm der Orchesterwerke von Bartók und Ligeti, dem Hannigan fast schon trotzig Einhalt gebietet, um alleine, nur in Begleitung des Zymbals, zwei Stücke von György Kurtág aus den 70er und 80er Jahren vorzutragen. Hier schenkt sie dem Publikum einen Moment von geradezu verstörender Intensität: Klänge, Atemzüge, Friktionen und Soundcluster scheinen aus der Stille aufzusteigen und wieder dahin zu entschwinden. Dabei wirkt die Künstlerin, die im ersten Teil noch so stark und stolz erschien, fast zerbrechlich, wenn sie den Zuschauern direkt in die Augen blickt. Den Höhepunkt bildet "Der wunderbare Mandarin" von Bartók, ein zugleich stürmisches und zauberhaftes Werk, bei dem die besondere Energie zwischen dem Orchester und der vielseitigen Ausnahmedirigentin besonders zum Tragen kommt. Barbara Hannigan zeigt stets vollen Einsatz bei ihren Konzerten, die sie als eine Art persönliche Opfergabe an die Musik empfindet. "Rêve de Hongrie" bildet da keine Ausnahme.

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