Too much future - Punk in der DDR

Too much future - Punk in der DDR

Punk im Osten, das war Subkultur im anderen Deutschland, das war Tumult, das war totale Verweigerung. Die Punks in der DDR stießen an die Grenzen eines Systems, das seine Jugend steuern wollte. Im Konflikt zwischen Kollektiv und Individuum, Zukunftsnorm und Lebenslust, schrieben sie ein bizarres Kapitel ostdeutscher Geschichte. Der Film „Too much future - Punk in der DDR“ porträtiert sechs Protagonisten der frühen Ostpunk-Bewegung über das Ende der DDR hinaus, erzählt von Anpassung, Konsequenz, Zwängen, Unabhängigkeit und von der Verwandlung einer allgemeinen Verweigerung in künstlerische und politische Praxis. Aktuelle Filmaufnahmen werden mit unveröffentlichtem Original Super-8-Material kombiniert, DDR-Propagandafilme prallen auf Animationen mit Clipcharakter. Fotos und Filme zu Ostpunk waren in dieser Fülle bisher nicht zu sehen. Die ehemals illegalen Aufnahmen von DDR-Punkbands dürften in dieser Bandbreite bisher einmalig sein. Die Malerin Cornelia Schleime entwickelte eine unkonventionelle Bildsprache, die sich dem festgelegten Formen-Inventar des sozialistischen Realismus verweigerte. Bernd Stracke war Sänger der legendären Leipziger Punkband „Wutanfall“. Sein Protest gegen ein totalitäres System war bewusst und politisch. Er wurde zweimal inhaftiert und sah sich gezwungen, die DDR zu verlassen. Colonel ist sicher derjenige, der am kühnsten das DDR-Regime in Frage stellte. Er war eine zentrale Figur der Ostberliner Punkszene. Daniel Kaiser spielte bis 1983 Bass in der Ostberliner Punkband „Planlos“. Auch er verließ die DDR, ging nach Italien, wo er über Jahre in verschiedenen Theatern arbeitete. Mita Schamal hat sich äußerlich am weitesten von ihrer Vergangenheit entfernt. Die unkonventionelle Art des Punk und die Unbeschwertheit einer Junggebliebenen hat sie sich dagegen bewahrt. Doch diese Unbeschwertheit bleibt überschattet von einem schweren Bruch in ihrer Biografie. 1983 wurde die Ostberliner Punkband „Namenlos“ aufgrund ihrer drastischen politischen Texte inhaftiert. Mita war Schlagzeugerin und damals 17 Jahre alt.

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