Terror 2000 - Intensivstation Deutschland

Terror 2000 - Intensivstation Deutschland

"Erstaunlich angstfrei hat Schlingensief stets die Grenzen des Anstands, des guten Geschmacks sowie des gesicherten Terrains des Verständlichen überschritten", ist im Nachruf des Goethe-Instituts auf Christoph Schlingensief zu lesen, der 2010 im Alter von 50 Jahren starb. Mit seiner Politgroteske "Terror 2000 - Intensivstation Deutschland" provozierte er kurz nach der Wende, als die ersten Übergriffe auf ein Asylantenheim in Rostock-Lichtenhagen das Land erschütterten, eine öffentliche Debatte: Wie zynisch ist dieser Trash-Film oder trifft er mit seinen Gewaltexzessen den Nerv einer fremdenfeindlichen Gesellschaft?

Berliner Autonome zerstörten Kopien im Kreuzberger Sputnik-Kino, weil der Film "stumpfsinnig, rassistisch und sexistische Propaganda" sei. Ganz anders die Kritik in "Die Zeit": "'Terror 2000' ist das wirksamste Gegengift gegen den Biedersinn des deutschen Gremienfilms. Echter Horror kann manchmal die reine Erholung sein."

Anlässlich des 10. Todestages von Christoph Schlingensief am 21. August 2020 widmet ARTE dem großen Performer, Theaterregisseur, Medienkritiker und Politaktivisten einen Schwerpunkt. Geboten wird eine Auswahl seiner Kurzfilme und die Polit-Horrorkomödie "Terror 2000 - Intensivstation Deutschland", die angesichts der aktuellen Rassismusdebatte nichts von ihrer gesellschaftspolitischen Relevanz verloren hat. Schlingensief begann seine künstlerische Laufbahn als Filmemacher - unter anderem als Assistent von Werner Nekes - und drehte bis Mitte der 90er Jahre Lang- und Kurzfilme, dann begann seine produktive Phase der Theaterprojekte.

Bewertung

0,0   0 Stimmen