Taxi nach Capri

Taxi nach Capri

GesellschaftsreportageD  

'Taxifahren ist wie Zocken', sagt Hans Wiegner. 'Du weißt nie, wen du als Nächsten fährst. Da passieren dir die verrücktesten Geschichten'. Der Taxifahrer aus Baden-Baden muss es wissen. 64 Jahre ist er alt, seit langem im Geschäft. Seine verrückteste Tour machte er vor zwölf Jahren - und seither immer wieder. Damals war eine ältere Dame in sein Taxi gestiegen, und hatte ein ungewöhnliches Fahrtziel im Kopf: Süditalien - die Insel Capri. Taxifahrer Wiegner schaute sie an, staunte, studierte die Landkarte und willigte schließlich ein. Seither macht er für Elisabeth Kirchner - so heißt die alte Dame - einmal im Jahr den Italien-Chauffeur. Per Taxi nach Capri: 2.400 Kilometer Strecke, vier bis fünf Etappen, eine Woche Anfahrt, drei Tage Capri, dann wieder zurück. Eigentlich ist für Elisabeth Kirchner längst der Weg das Ziel: das Fahren, das Rasten und die vielen Begegnungen und kleinen Geschichten, die sich auf einer langen Reise eben ereignen. 'In seinem Taxi reise ich um die ganze Welt', sagt Elisabeth Kirchner. Aber dann ist es mit schöner Regelmäßigkeit doch immer nur bei ihrer Tour nach Capri geblieben. Schöne Landschaften, noble Orte, großes Gepäck. Und 1.500 Euro Lohn für Hans Wiegner. Inzwischen wollen bei Elisabeth Kirchner die Knie nicht mehr so richtig - aber wofür gibt's schließlich Rollstühle? Die alte Dame mochte jedenfalls auch in diesem Jahr nicht auf ihren verdienten Sommerurlaub im Süden verzichten. Die SWR-Reporter Christian Gramstadt und Christian Weisenborn begleiteten die alte Dame und ihren Chauffeur: 'Same procedure as every year ...'.

Bewertung

0,0   0 Stimmen