Taxi Malagasy
Man staunt nicht schlecht, dass die Kiste überhaupt noch fährt. Und das tut sie in der Häufigkeit auch nur hier auf Madagaskar. In der ehemaligen französischen Kolonie ist das überall sonst längst ausgestorbene, revolutionäre Gefährt, der hochbeinige Renault 4, allgegenwärtig. In stumpfen Grün- und Rottönen, ausgeblichen zwar und längst dutzendfach aus diversen Teilen ihren verschrotteten Brüder zusammengeschraubt, bewegen die Vehikel sich - wenn sie sich bewegen lassen - als Taxis über Land und durch die Stadt. Sie winden sich durch die Serpentinen der Hochlandstraßen, stecken im Stau in der Hauptstadt Antananarivo oder befinden sich gerade mal wieder in der Werkstatt. Sie werden von ihren Besitzern gehegt und gepflegt, geputzt und nachlackiert. Die Geschichten der Autos erzählen viel über die Lebensverhältnisse und Chancen auf Madagaskar. Seinen Renault 4, Baujahr 1969, besitzt Monsieur Landry seit 27 Jahren. Nicht nur er liebt dieses Auto: Hoher Radstand und weiche Federung machen den Wagen zu einem perfekten Gefährt auf den verschleißfördernden Straßen der Insel. Und kostengünstig ist gute alte der R4 auch. Das stellt Monsieur Rivel auf einer der gefährlichsten Strecken Madagaskars ins 150 Kilometer östlich der Hauptstadt gelegene Andasibe unter Beweis. Hier existiert eine andere Welt: Wild und laut geht es zu im Wald von Andasibe. Lemuren schreien, markieren ihr Gebiet, Schlangen und Echsen suchen Schatten unter der Vielfalt der Baumarten Madagaskars. Über 80 Prozent der Flora und Fauna hier findet sich nur auf Madagaskar. Das ist eine von vielen Geschichten, die links und rechts der Piste auf die Fahrgäste warten.