Tauben in den Städten
Bekannte Schriftsteller werden zu Filmemachern: Die Mainzer Stadtschreiberin Anna Katharina Hahn produziert eine Dokumentation über Tauben und Menschen.
Anna Katharina Hahn, die große Erzählerin des deutschen Bürgertums, fragt in verschiedenen Städten, wie Menschen mit Tauben leben - zwischen Hass und Liebe, Hunger und Schönheit, Himmel und Kunst.
Seit der Kindheit sind für die Stuttgarter Schriftstellerin Bücher und Tauben eng verbunden: Eine Taube hat sich im Lieblings-Erich-Kästner-Buch der kleinen neunjährigen Anna verewigt. In ihrem neuen Roman sollen Tauben eine Hauptrolle spielen, und die Erzählerin erforscht das große Panorama der Gefühle, mit denen die Menschen ihnen begegnen: als Ratten der Lüfte verpönt, als Turteltäubchen poetisiert, als Vögel des Friedens und der Liebe und Treue verehrt.
Hahns Filmprojekt begleitet ihre Suche und dokumentiert intensive Begegnungen mit Menschen, die sich um Tauben kümmern, aber auch überraschende Entdeckungen, zum Beispiel von Kunstwerken, die Tauben in ganz unterschiedlichen, faszinierenden Rollen zeigen.
In ihrer Heimatstadt Stuttgart trifft sie Brieftaubenzüchter und in ihrem Stadtschreiberdomizil Mainz die jungen, engagierten Mitarbeiterinnen der ehrenamtlichen Stadttaubenhilfe. Sie besucht Tierheime und Taubenschläge und beobachtet die Vögel auf den Plätzen der Städte. Sie fragt nach der Rolle der Tauben in den Weltreligionen und findet sie in den Fenstern von Marc Chagall in der Mainzer Kirche St. Stephan oder im Schmuck der Markuskirche in Stuttgart und spricht mit Pastorin Daniela Dunkel über ihre besondere Bedeutung in der Heilsgeschichte.
Am Ende führt ihre Suche in ein Atelier in Berlin. Es wird eine spannende Begegnung mit dem Künstler und Bilderbuchillustrator ATAK, dessen Buch von den ausgestorbenen Wandertauben in Amerika erzählt. Die beiden diskutieren aus den unterschiedlichen kreativen Perspektiven diese Vögel, die wie wenige sonst die Menschen entzweien.
Tauben in den Städten, das sind mehr als nur lästige tierische Zeitgenossen, sie sind seit Tausenden von Jahren Wegbegleiter der Menschen, und ihr Schicksal ist ein direkter Spiegel der menschlichen Zivilisation.