Tabu Vergewaltigung - vier Frauen erzählen

Tabu Vergewaltigung - vier Frauen erzählen

Die ehemalige französische Tennisspielerin Isabelle Demongeot wurde neun Jahre lang von ihrem Trainer sexuell missbraucht. Beim ersten Mal war sie gerade einmal 13 Jahre alt. Sie hat lange geschwiegen. Erst 25 Jahre später zeigte sie ihren Trainer an. Und sie zog den Fall mit 23 weiteren betroffenen Frauen vor Gericht.

Auch Cécile Zec sagte vor Gericht aus: Sie wurde von einem perversen Serientäter betäubt und vergewaltigt.

Marie-Ange Brélaz hat über dreissig Jahre geschwiegen - und den Mann, der sie mit 17 Jahren vergewaltigte, nie angezeigt.

Auch Manon Leresche wollte nicht zur Polizei gehen: Doch ihr Umfeld bewegte sie noch am selben Tag dazu, Anzeige zu erstatten.

Vergewaltigung ist ein Verbrechen, das grösstenteils ungestraft bleibt. Die meisten Fälle werden nie gemeldet. Und die wenigsten kommen vor Gericht.

Angst, Panik, Albträume - ein Leben in ständiger Alarmbereitschaft. Isabelle Demongeot, Manon Leresche, Cécile Zec und Marie-Ange Brélaz brauchten Jahre, um ihr Trauma zu überwinden. Sie waren wie paralysiert: Die Todesangst und das Gefühl des Ausgeliefertseins holt sie immer wieder ein. Hinzu kommen die Schuldgefühle: Weshalb konnte ich mich nicht wehren? Und die Frage: «Ist es meine Schuld, dass ich vergewaltigt wurde?» Denn genau das wird ihnen von der Gesellschaft immer wieder vermittelt: War die Frau betrunken? Was trug sie? Sie hat die Vergewaltigung sicher provoziert.

Schweigen als Selbstschutz und als hilfloser Versuch, das Geschehene zu verdrängen. Doch nur indem sie das Schweigen brechen, können sich die vier Frauen von den Schuld- und Schamgefühlen befreien. Wichtig ist für sie dabei die heilende Erkenntnis, nicht das Opfer, sondern der Täter muss die Schuld tragen, und die Botschaft: «Wir schweigen nicht! Wir geben den Vergewaltigungsopfern ein Gesicht.»

Isabelle Demongeot, Manon Leresche, Cécile Zec und Marie-Ange Brélaz haben zurück in ihr Leben gefunden. Doch sie werden nie mehr die sein, die sie einmal waren.

Die beiden Filmemacher Philippe Mach und Marc Wolfensberger zeigen in ihrem Dokumentarfilm, welche Dramen sich hinter Vergewaltigungsfällen abspielen. Und sie zeichnen ein erschreckendes Bild der heutigen aufgeklärten Gesellschaft: Über Vergewaltigung zu sprechen scheint häufig noch immer eine Schande - für die betroffene Frau.

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