Tabu - Psychisch krank im Job

Tabu - Psychisch krank im Job

Deutsche Arbeitnehmer fehlen immer häufiger aufgrund psychischer Probleme. Das ist ein anhaltender Trend. In den letzten zehn Jahren haben Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen um mehr als 75 Prozent zugenommen. Innerhalb eines Jahres erkrankt in Deutschland jeder dritte Erwachsene an einer psychischen Krankheit. Und europaweit leiden etwa 165 Millionen unter einer klinisch bedeutsamen psychischen Störung. Aber was bedeutet es für berufstätige Menschen, psychisch krank zu sein? Und wie schwer ist es, sein Problem öffentlich zu machen? Filmemacherin Jana Kalms sprach im Verlauf ihrer Recherchen mit mehr als 50 Frauen und Männern, die psychisch krank geworden sind. Nur ganz wenige erklärten sich schließlich bereit, vor der Kamera über ihre Krankheit zu sprechen. Ihre Dokumentation stellt vier Menschen in der Mitte ihres Lebens und aus der Mitte unserer Gesellschaft vor. Die 46-jährige Kinderkrankenschwester Jutta Seiler kämpft nach einer schweren Depression zwei Jahre lang dafür, beim alten Arbeitgeber weiter tätig zu sein. René Bidmon, 43 Jahre, Rohrleger und Schweißer, entscheidet sich nach einer Alkoholentgiftung für eine viermonatige Suchttherapie und hofft, seinen Job in der Baufirma zu behalten. Birte Kreitlow ist 42 Jahre alt und Beamtin in einer Berliner Senatsverwaltung. Nach ihrem Burnout will sie keine Führungskraft mehr sein und beschließt, nur noch Teilzeit zu arbeiten. Der 43-jährige Günther Ebner arbeitet als Autoverkäufer. Nach der letzten manisch-depressiven Episode mit Suizidversuch wagt er einen beruflichen Neuanfang und findet einen Arbeitgeber, der Verständnis für seine psychische Erkrankung hat. Die Porträtierten berichten offen von ihren Erfahrungen, von ihren inneren Konflikten und Ängsten. Sie alle brauchten lange, um zu akzeptieren, dass sie psychisch erkrankt sind. Jeder von ihnen war mindestens einmal in stationärer psychiatrischer Behandlung und hat intensiv daran arbeiten müssen, seine seelischen Probleme zu bewältigen und den Alltag wieder meistern zu können.

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