Suppe, Socken, Herzenswärme

Suppe, Socken, Herzenswärme

Carl Sonnenschein ist im Berlin der 1920er Jahre berühmt als eigenwilliger Querdenker. Um den Ärmsten zu helfen, verschenkt der Priester buchstäblich sein letztes Hemd. Gleichzeitig ist er ein gerngesehener Gast der hohen Gesellschaft. Bald gilt er als der "heimliche Bischof" von Berlin. Heute gehen die Ordensfrauen Sr. Hannelore und Sr. Michaela mit ihren Hilfsprojekten wie Sonnenschein ganz eigene Wege, um den Bedürftigen zu helfen. Dort, wo Menschen in Not sind, heißt es für alle drei: "Nicht abseits stehen. Zufassen!" - Sonnenschein war genialer Netzwerker, begnadeter Autor, Publizist und Politiker. Jeder in Not kann damals zu ihm kommen: Egal ob Bettler, Arbeitslose, Familien in Not oder mittellose Künstler. Seine riesige Adresssammlung ist legendär: Wer braucht was? Wer kann was geben? Viele im Berlin der 1920er Jahre sind von seiner Person fasziniert. Wenn es für die Hilfe sein muss, kann er aber auch eine echte Nervensäge sein. Trotzdem wird er zum bekanntesten Priester der Hauptstadt, der wie kein anderer "Caritas", gelebte Nächstenliebe verkörpert.
Schwester Michaela begleitet seit über 20 Jahren Frauen am Rand der Gesellschaft durch Lebenskrisen. Wie Sonnenschein sieht es die Theologin und Wirtschaftswissenschaftlerin als ihre Aufgabe an, Defizite der Kirche und des aktuellen Wirtschaftssystems ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen. Schwester Hannelore hilft mit dem Projekt "Tauwerk" einer Gruppe, die lange von der katholischen Kirche ganz ignoriert wurde. Sie begleitet Aids-Kranke in ihren letzten Monaten und Tagen - ganz unabhängig davon, ob sie gläubig sind oder nicht.
Schwester Michaela in Marzahn sowie die Franziskanerin Schwester Hannelore in Pankow sind bewusst in Berliner Viertel gegangen, in denen christlicher Glauben kaum noch eine Rolle spielt und schwierige soziale Verhältnisse herrschen. Dabei stehen sie vor ähnlichen Problemen wie Sonnenschein: Die Bewohner und immer wieder auch die Kirchenführung stehen ihrer Arbeit erst einmal kritisch gegenüber. Noch dazu sind sie fast vollständig auf Spenden angewiesen - in einer Zeit, in der sich sogar selbst Kirchen neuen Methoden des "Fundraisings" öffnen müssen.
Was macht ein "zeitgemäßes soziales Christentum" aus? Wie sehr ist es nötig, auf Konfrontation zum kirchlichen Establishment zu gehen, um auch den Ärmsten und Bedürftigsten helfen zu können? Zentrale Fragen Carl Sonnenscheins, die heute wieder im Mittelpunkt der Arbeit von Berliner Ordensleuten stehen.

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