Südsudan

Südsudan

AuslandsreportageD  

Es gab viel Hoffnung, als 2011 der südliche Teil des Sudans nach 23 Jahren Krieg mit dem Norden in die Unabhängigkeit entlassen wurde. Doch davon ist im neuen Staat nicht mehr viel übrig. Stattdessen schwelt ein politischer Machtkampf zwischen dem amtierenden Präsidenten Salva Kiir und dem entlassenen Vizepräsidenten Riek Machar, der zunehmend Züge eines Stammeskonfliktes annimmt. Kiir gehört zur Volksgruppe der Dinka, Machar ist Nuer. Seit Ausbruch der Kämpfe zwischen Regierung und Rebellen starben schätzungsweise 10.000 Menschen, eine Million sind auf der Flucht. ARD-Korrespondent Volker Schwenck berichtet in seiner Reportage aus der Stadt Bor. Früher lebten dort etwa 300.000 Menschen, bis vor Weihnachten Rebellen einmarschierten und die Stadt etwa einen Monat lang besetzt hielten. Der Dekan Thomas Agou Kur wird nie vergessen, wie es rund um seine Kirche aussah, als die Regierung Truppen schickte, um die Rebellen zu vertreiben. Der Boden war mit Blut getränkt, die Leichen von 20 Frauen hatten die Aufständischen wochenlang nicht bestattet. Sie ermordeten auch zwei Priester. Insgesamt starben 2000 Menschen in Bor, sie wurden in Massengräbern beerdigt. Die meisten Bewohner haben die Stadt verlassen und in Minkaman, zwei Stunden Bootsfahrt auf dem Nil entfernt, Zuflucht gesucht. Die 'Ärzte ohne Grenzen' kümmern sich dort in einem Feldhospital um Kranke, Verletzte, und Schwangere. Auch unterernährte Kinder gibt es immer wieder. Hilfsorganisationen sehen erste Anzeichen für eine drohende Hungersnot. Nhial Majak, der Bürgermeister von Bor, kämpft derweil darum, dass die geflohenen Einwohner wieder in ihre Heimatstadt zurückkehren. Doch er stößt auf viel Skepsis und Angst - viele glauben nicht, dass der Konflikt in absehbarer Zeit endet. Er kämpft deswegen auch gegen altes Denken. Längst hat eine Spirale der Gewalt begonnen, befeuert von den alten Traditionen der Blutrache.

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