
Südafrika singt
Es gebe mehr Chöre als Fußballvereine im südlichsten Lande Afrikas, heißt es, und womöglich ist da etwas dran: Während der Apartheid war farbigen und schwarzen Musikern der öffentliche Auftritt verwehrt. So traf man sich zum Musizieren in Kirchen und den Gemeindezentren der Townships. Da Musikinstrumente zudem teuer sind und für viele unerschwinglich, entstand dort eine eigene Chorkultur: Um zu singen, braucht man nur seine Stimme. Die Apartheid ist Geschichte, doch die Freude am Singen ist geblieben. Freilich kann dem Beobachter schnell der Gedanke kommen, dass die alten Barrieren immer noch existieren: Zwar gibt es gemischte Ensembles, doch viele Chöre sind rein schwarz oder weiß. In der Regel hat dies mit dem jeweiligen musikalischen Vermächtnis zu tun, nicht jedoch mit leidigem Rassismus. So beziehen sich die 'schwarzen' Chöre eher auf alte Arbeitslieder und afrikanischen Gospel, die 'weißen' auf europäische Traditionen. Zum Alltag Südafrikas gehören regelrechte Chorwettbewerbe, die unter dem Gejohle der Zuschauer auf den Sportplätzen am Rande der Städte stattfinden oder in den Gemeindehallen. Die Veranstaltung des Cape Festivals in Kapstadt fand hingegen in eher intimem Rahmen statt, dafür erklang eine Bandbreite an Musik, wie sie wohl bislang in Südafrika einmalig war. Ergreifender Höhepunkt war der gemeinsame Auftritt aller Chöre mit dem Freiheitslied 'Ukuthula' ('In Frieden leben'), das von einem weißen Solosänger geführt und von allen anwesenden Sängern begleitet wurde.