Suche nach Heimat

Suche nach Heimat

"Es ist ein schönes Gefühl. An dem Ort, an dem ich geboren wurde, entsteht jetzt eine Kirche", sagt Klaus Knapp. Der größte Kirchenbau Ostdeutschlands ist für ihn eine Rückkehr zu seinen Wurzeln. Das Haus seiner Kindheit stand an der Stelle, wo am 9. Mai 2015 die neue Leipziger Propsteikirche St. Trinitatis geweiht werden soll. Es ist Ostdeutschlands größtes Kirchenbauprojekt. Und es ist die dritte Kirche der Propstei-Gemeinde innerhalb mehrerer Jahrzehnte.

Mit dem Neubau schließt sich für Klaus Knapp der Kreis seiner persönlichen Geschichte. Als im Krieg Bomben die ursprüngliche Propsteikirche im Zentrum zerstören, bangt Klaus Knapp nur wenige hundert Meter entfernt um sein eigenes Leben. Es ist eine Erinnerung, die er niemals vergessen wird. Zwei Ereignisse in einer Nacht, die erst später eine wichtige Verbindung für ihn bekommen.

Damals und in den Jahren danach hat er mit der katholischen Kirche nichts am Hut. Erst durch seine Frau bekommt er Kontakt zur Propsteigemeinde und wird katholisch. Damals ist es kein Kirchenbau, der ihn fasziniert, es ist das Gemeindeleben. Die Propsteigemeinde hat keine eigene Kirche, sie feiert Gottesdienste unter schwierigen Bedingungen in einem Provisorium. Katholisch sein war zu DDR-Zeiten eine Mut- und Geduldsprobe. Nach jahrelangem Warten und Hinhalten genehmigt die DDR-Führung schließlich einen Kirchenneubau im Rosental. Damals bringt sich Knapp mit seinem Talent ein. Er verköstigt die Bauarbeiter. Zur Kirchweihe organisiert er das Buffet. Doch schnell legen sich Schatten über die neu gebaute Kirche. Es stellt sich heraus, sie ist auf schlechtem Grund gebaut, es bilden sich Risse, Wasser dringt ein.

Nach der Wende wächst die Propstei-Gemeinde mit dem Zuzug vieler Katholiken aus den westdeutschen Bundesländern. Auch ist sie gegen den Trend eine junge Gemeinde. Nur ihre Kirche ist marode. Die Gemeinde entschließt sich zu einem Neubau im Zentrum. Mit dem Neubau gegenüber dem Neuen Rathaus schließt sich der persönliche Schicksalskreis von Klaus Knapp. Nur wenige hundert Meter von dem Ort entfernt, an dem einst die alte Propsteikirche zerstört wurde, wurde auch er als kleiner Junge ausgebombt. Jetzt kehrt seine Gemeinde zurück ins Zentrum. An den Ort, wo das Haus seiner Kindheit stand. Es ist nicht nur eine Kirche, es ist eine neue Heimat.

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