Strahlendes Vermächtnis

Strahlendes Vermächtnis

'Radioaktiver Abfall ist die Achillesferse der Atomkraft', sagt Tobias Münchmeyer von Greenpeace Deutschland, 'und kein einziges Land hat bislang eine Lösung für dieses Problem'. Nun glauben finnische und schwedische Wissenschaftler, in ihren Ländern Granitschichten gefunden zu haben, die eine Endlagerung zulassen könnten. 'Grünes Licht von der finnischen Regierung wäre eine wunderbare Nachricht', sagt dazu Dainius Janenas, der für radioaktiven Abfall in Litauen verantwortlich ist. 'Die Endlagerung in Finnland könnte die Lösung für ganz Europa sein', meint er. Doch so einfach ist es nicht, radioaktiven Abfall aus anderen Ländern nach Finnland oder Schweden zu bringen. 'Die gegenwärtigen Gesetze verbieten den Import und Export', sagt Saida Laârouchi Engström, verantwortlich für die Schwedische Kernbrennstoff- und Abfallwirtschaft-Gesellschaft, SKB. Ralf Güldner, Präsident des deutschen Atomforums, begrüßt die Idee von Günther Oettinger, EU-Kommissar für Energie, dass zwei oder drei europäische Länder, die Kernenergie verwenden, gemeinsam die Lagerung des radioaktiven Abfalls angehen könnten. Olli Heinonen, finnischer Atom-Experte und Professor in Harvard, meint sogar, dass zwei bis drei Endlagerungsstätten für ganz Europa ausreichend sein könnten. Die Aussicht auf gute Geschäfte motiviert Lokalpolitiker in Finnland, vor allem in Gegenden mit hoher Arbeitslosigkeit. Olli Heinonen warnt aber auch vor weiteren Gefahren der Atomkraft, zum Beispiel vor radioaktivem Abfall in den Händen von Terroristen. Die Italiener kennen ein anderes unheimliches Szenario. Italienische Experten bestätigen Fälle, in denen die kalabrische Mafia Ndrangheta Schiffe mit radioaktivem Abfall im Mittelmeer versenken ließ. Die Uhr tickt. Je länger die mit Kernenergie operierenden Länder Europas die Entscheidung der Endlagerung verschieben, desto größer wird die Gefahr von Unfällen oder terroristischen Angriffen.

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