Sportsfreund Lötzsch

Sportsfreund Lötzsch

SportlerbiografieD  

Wolfgang Lötzsch war das größte DDR-Radsporttalent der 1970er-Jahre. Seine Geschichte ist eine zutiefst menschliche, die von Opportunismus, Feigheit und Verrat erzählt. Die Dokumentation berichtet auch davon, wie ein ursprünglich unpolitischer Sportler eine Widerstandskraft entwickelt, die einen ganzen Staatsapparat erschüttert. Im Dezember 1952 in Chemnitz geboren, galt Wolfgang Lötzsch, gefördert von der radsportbegeisterten Familie, schon in früher Jugend als Ausnahmetalent. Eine große Zukunft schien dem dreimaligem Gewinner der Spartakiade sicher: 'Er flog, wo andere kämpften und keuchten', so einer seiner Trainer. Die Weltmeisterschaften, die Olympiade waren zum Greifen nah. Doch dann fiel er in Ungnade. Politische Unzuverlässigkeit wurde ihm zur Last gelegt - wegen seiner angeblich engen Kontakte zu einem Verwandten, der Republikflucht begangen hatte, wegen seiner Weigerung in die Partei einzutreten und 'Genosse' zu werden, das elterliche Haus wurde nicht beflaggt, man hörte Westrundfunk. Die DDR-Sportfunktionäre 'delegierten' Lötzsch 1972 aus seinem Sportclub Karl-Marx-Stadt 'aus'. Lötzsch wurde aus dem staatlichen Fördersystem ausgeschlossen und musste allein trainieren. Doch der damals 30-Jährige liebte Radrennen, lebte für seinen Sport. Und er ließ sich nicht unterkriegen, startete für Betriebssportgemeinschaften innerhalb der DDR und fuhr den großzügig geförderten und verhätschelten 'Genossen' Radfahrprofis auf und davon. Lötzsch war immer in Opposition. Das brachte die Funktionäre in Wut. Eine Heerschar von 'Informellen Mitarbeitern' (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit, darunter auch sein bester Freund, wurden auf ihn angesetzt. Mit Erfolg: 1976 wurde er wegen 'Staatsverleumdung' zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt und für drei Jahre für Radrennen gesperrt. Auf acht Quadratmeter wurde dieser Bewegungsfanatiker reduziert, ohne Fenster, ohne Uhr eingesperrt. Doch er hielt sich mit Gymnastik fit. Kaum entlassen, trainierte er wie zuvor - und gewann wie zuvor.

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