SOS Mittelschicht

SOS Mittelschicht

Monika Rakebrandt macht sich Sorgen, ihre zehnjährige Tochter Isabelle braucht eine Zahnspange, aber ob die Familie aus Wolfenbüttel sich die Zuzahlung von insgesamt 500 Euro leisten kann, weiß Frau Rakebrandt nicht. 'Wir kommen aus der Mittelschicht, wir haben immer gearbeitet, immer sparsam gelebt', erzählt die junge Mutter, 'da kann es doch nicht richtig sein, dass meine Tochter mit schiefen Zähnen aufwachsen soll, nur weil die Löhne heute nicht mehr reichen.' So wie den Rakebrandts geht es immer mehr Menschen aus der deutschen Mittelschicht. Sie klagen über steigende Kosten, über hohe Steuern und Sozialabgaben. Sicherlich muss niemand von ihnen hungern, aber das Versprechen der Nachkriegsjahrzehnte: 'leiste was, dann kannst du dir was leisten' gilt nicht mehr für jeden. Stattdessen herrscht Angst um den Arbeitsplatz, Angst vor dem sozialen Abstieg; 'Statuspanik' nennen es die Experten. Noch in den 1980er-Jahren gehörten zwei von drei Deutschen zur Mittelschicht. Heute sind es nur noch 58 Prozent. Selbst wer gut verdient, hadert oft mit der Ungerechtigkeit. Ines Lalla und Carsten Lange sind beide berufstätig, haben zusammen 4.600 Euro netto im Monat. 'Uns geht es gut', sagt Carsten Lange, 'aber manchmal packt mich die kalte Wut, die da oben bekommen es hinterher geworfen, die da unten auch, und die Mitte muss zahlen - wir.'

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